Auch wenn man sich außerhalb Kärntens zur Zeit fragt, ob leicht noch alle Tassalan im Schrank sind, so zeigt man sich bei genauerem Hinsehen dort doch äußerst offen und multikulturell. Man denke da zum Beispiel nur an das kollektive Verbrennen italienischer Niederquerschnittreifen mittels Motorkraft deutscher Kompaktwagen im sommerlichen Reifnitz am Wörthersee; oder an die Fête blanche zu Pörtschach, derer man sich doch bitte gar eines ausländischen Namens bedient. Und nicht zuletzt in der Gastronomie zeigt man sich weltoffen, wofür etwa der Erfolg der beiden "Salud"-Restaurants in Villach und Klagenfurt als Beweis herangezogen werden darf.Und weil der Erfolg dort so groß war und die Hauptstadt doch auch einmal reizte, men die Kärntner Tex-Mex-Gastronomen vor kurzem auch in die Wiener City. Man griff sich den ehemaligen Orientalen "Al Diwan" und statteten ihn zweistöckig mit allem aus, was man in einem standesgemäßen Tex-Mex-Restaurant so erwartet: mit viel roter und gelber Farbe, einer offenen Küche, einer voluminösen Cocktailbar, jeder Menge Sombreros, Kakteen und einem Mobiliar wie aus einer Piratenfilm-Parodie. Und mit einer Speisekarte von ungefähr siebzig Positionen. Normalerweise kann man die Guacamole aus Avocado, Knoblauch und Limonen ganz wunderbar als Indikator für die Güte eines mexikanischen oder Tex-Mex-Lokals heranziehen, diesen Test bestand der kleine Tiegel mit extrem salziger und scharfer Paste im "Salud" jedoch leider gar nicht (EURO 4,30). Auch was sich "Tapas Mexicanas" nannte, war eher enttäuschend, da ein wenig ambitioniertes Sammelsurium mittelmäßiger Fisch-Konserven (EURO 9,80), und bei der Interpretation des Themas "Caesar's Salad" gingen die Kärntner Gringos ebenfalls ziemlich großzügig zur Sache: Vom verheißenen Romano-Salat war nicht viel zu sehen, dafür von fertiger Salat-Mischung, die Croutons waren keine solchen, sondern angebrannte Weißbrotwürferln, der Speck viel zu üppig (EURO 6,50). Was sich auf dem "Mexican Platter" abspielte - Shrimps-Spießchen, Maiskolben, Enchiladas mit Öl-Paprika gefüllt, in Chilisauce gesottene Hühnerflügel und wieder extrem salzige Tacos mit Chili con Carne - war bei diesem Preis nicht zum Lachen (EURO 12,70 p.P.), das US-Filetsteak aus Südamerika (na was jetzt) ging - abgesehen von der unsäglichen Kräuterbutter - so grad mal (EURO 17,10). Nun ja, für ausgelassene Wörthersee-Atmosphäre könnte das "Salud" schon sorgen. Eine Bereicherung der Wiener Lokalszene ist es nicht. rondo/11/01/2002