Kolumbien
"Man kann uns nicht besiegen"
Farc-Verhandler Reyes zeigt sich im STANDARD- Gespräch trotz Aufrüstung der kolumbianischen Regierung zuversichtlich
Los Pozos/Wien - Wenigstens
eine grundsätzliche Einigkeit
sollte noch einmal demonstriert werden: beidseitiger
Wunsch nach weiteren Verhandlungen. Mehr haben die
letzten nicht vorzeitig abgebrochenen Friedensgespräche
zwischen den kommunistischen revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc)
und der Regierung nicht mehr
ergeben. Verhandlungsversuche gescheitert
Das war vor vier Monaten im Verhandlungscamp
in Los Pozos in der Friedenszone, dem bis Samstag von der
Farc zu räumenden Autonomiegebiet. Alle weiteren Verhandlungsversuche sind gescheitert. Dass die Verhandler
bei den letzten Gesprächen
nicht acht Stunde lang nur darüber geplaudert haben, weiter zu verhandeln, scheint
klar. Worüber genau diskutiert worden war, wurde zwar
nicht bekannt gegeben, lässt
sich aber aufgrund anschließender Statements erahnen.
"Es ist eine Illusion, wenn
die Farc glauben, die Macht in
ganz Kolumbien zu bekommen", echauffierte sich Regierungsverhandler Camilo
Gómez, der unter Hinweis auf
die enorme militärische Aufrüstung Kolumbiens gegenüber dem STANDARD anmerkte,
dass "das Monopol auf Waffen" bald wieder "in Händen
der Regierung" liegen werde.
FARC-Verhandler gelassen
"Es haben schon viele versucht, mit uns fertig zu werden", zeigte sich Farc-Verhandler Raúl Reyes gelassen,
"aber man kann uns nicht besiegen, denn wir sind das
Volk." Die militärische Stärke
der Guerilla wird auf knapp 17.000 Frauen und Männer
geschätzt. Da die Farc für einen souveränen Staat kämpften, drohte Reyes, solle sich
die Regierung genau überlegen, wie viele Interventionen
seitens der USA sie noch zulassen wolle. Sei das Maß
übervoll, könne es "auf beiden
Seiten viele Tote geben".
Über den "Plan Colombia"
versorgen die USA die kolumbianische Regierung mit Geld,
Waffen, Kampfhubschraubern und Pflanzengift. Offiziell nur zur Kokainbekämpfung. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 11.1.2002)