Am 2. November 2001 nämlich, der für die nationalen Verbände der FIS-Stichtag zur Erbringung der Olympia-Norm war, hatten Pederzolli wenige Punkte gefehlt, um Österreich einen Platz unter den besten 20 Nationen im Halfpipe-Bereich zu sichern. Damit wäre im Prinzip die Chance vertan gewesen, doch hat sich nun, weil Pederzolli im Weltcup derart dominiert, der österreichische Skiverband (ÖSV) bei der FIS um eine Ausnahmeregelung bemüht, die FIS wiederum setzt sich ihrerseits beim IOC für Pederzolli ein. Man argumentiert damit, dass es den Olympia-Bewerb abwerten würde, wenn ausgerechnet die Weltcup-Beste fehlt. Bis 15. Jänner soll entschieden sein, ob das Feld in Salt Lake City um Pederzolli aufgestockt wird.
"Der Sport ist mein Beruf und natürlich sehr wichtig für mich", sagt Pederzolli, "aber die Welt geht nicht unter, wenn ich Olympia versäume." Sie ist quasi eine Snowboard-Pionierin, also nicht beim ÖSV und der FIS, sondern bei der ASA (Austrian Snowboard Federation) und der ISF (International Snowboard Federation) groß geworden. Wegen Olympia aber hat sie sich wie vor Nagano 1998, wo sie als Neunte knapp das Finale verpasste, dem ÖSV untergeordnet. "Weil es nur so geht, und weil ich eine Wettkämpferin bin."
Pederzolli hat ihre Vorbereitung wenigstens teilweise mit dem ÖSV-Team bestritten und sich mit den Verantwortlichen auf einen Kompromiss geeinigt - sie darf ihre Ausrüstung verwenden, muss aber in FIS-Wettkämpfen die ÖSV-Geldgeber "aufpicken", womit sich ihre eigenen Sponsoren (Nitro, O'Neill, Swans, Raiffeisen, Toko, Autohaus Mühlbacher) einverstanden erklärten. Am Wochenende, beim Weltcup in Alpe d'Huez, nimmt Pederzolli den nächsten Anlauf, es geht vielleicht auch darum, die Herren in den entscheidenden Gremien zu beeindrucken. Pederzolli sagt: "Nutzt's nix, schadet's nix."
Was Pederzolli garantiert versäumt, ist das morgen beginnende, traditionelle Wochenende in Fieberbrunn, wo zum zwölften Mal die "Ladys" und "Lords of the Boards" gekürt werden. Hauptbewerb am Samstag (18 Uhr) ist der so genannte Corner Jump, in dem es um 30.000 Euro Preisgeld geht. Danach kommen H-BlockX über die Bühne am Dorfplatz. Die kann sich Nici Pederzolli derweil via Walkman reinziehen. Maximal. (Printausgabe DerStandard, 10.01.2002)