Brüssel - Die Autokonzerne müssen sich offenbar auf einen härteren Wettbewerb beim Verkauf ihrer Fahrzeuge einstellen. Die Europäische Kommission plane eine weit reichende Reform des Vertriebssystems von Automobilen in der Europäischen Union, hieß es am Mittwoch aus Kreisen der EU-Kommission. Mit den Vorschlägen für eine Neuordnung, die voraussichtlich am 30. Jänner vorgestellt würden, solle eine "umfassende Neuordnung des Vertriebssystems" erreicht werden. EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hatte bereits mehrfach unterstrichen, dass das gegenwärtige System der Gruppenfreistellung, das den Automobilkonzernen einen exklusiven Vertrieb ihrer Fahrzeuge sichert, sich nicht bewährt habe. Die Gruppenfreistellung läuft im Herbst 2002 aus. Wettbewerb unter Händlern wird angekurbelt Mit der Reform solle der Verbraucher "künftig auf dem Fahrersitz" Platz nehmen können, hieß es. Dazu solle der Wettbewerb unter den Händlern - auch im Bereich des Internet-Handels - angekurbelt werden. Händler sollten sich künftig etwa auch an Kunden außerhalb ihres bisherigen Vertriebsbereichs wenden können. Zudem sollen sie auch Modelle mehrerer Automobilkonzerne anbieten können. Die EU-Kommission hatte bereits im Dezember eine Studie zum Vertriebssystem vorgelegt, in der es unter anderem hieß, eine Voraussetzung für eine Reform sei es, Händlern zu erlauben, mehr als die Marken nur eines Konzerns zu verkaufen. Auch Serviceleistungen wie Reparaturen nach dem Verkauf sollten liberalisiert werden. Die erstmals 1985 gewährte Gruppenfreistellung in der EU erlaubt es den Konzernen, Neufahrzeuge über ein exklusives Händlernetz zu vertreiben und den Verkauf durch andere Händler zu unterbinden. Die Hersteller argumentieren, nur so könne nach dem Verkauf ein umfassender Service geleistet werden und setzen sich deshalb für eine Verlängerung der bestehenden Regeln über den Herbst hinaus ein. Gruppenfreistellung: Voraussetzung für fairen Wettbewerb So hatte etwa ein Sprecher des BMW-Konzerns im November unterstrichen, die Gruppenfreistellung biete auch künftig die Voraussetzungen für einen fairen Wettbewerb. Auch DaimlerChrysler hatte sich damals für eine Beibehaltung ausgesprochen. Monti hatte dagegen mehrfach erklärt, die Gruppenfreistellung habe ihre Ziele nicht erreicht. Immer wieder sei der Wettbewerb durch die Hersteller behindert worden. Die EU-Kommission hatte deshalb unter anderem gegen DaimlerChrysler und den Volkswagen-Konzern Geldstrafen verhängt. Auch Verbraucherschützer hatten auf eine Reform gedrängt, um für mehr Wettbewerb zum Vorteil der Kunden zu sorgen. (APA/Reuters)