Wien - Botschafter Johannes Kyrle, der am Dienstag als
Nachfolger von Albert Rohan zum neuen Generalsekretär für Auswärtige
Angelegenheiten ernannt worden ist, blickt auf eine lange Karriere im
Außenministerium zurück. Durch seine Tätigkeit in den Kabinetten
zahlreicher Außenminister wurde er mit den Aufgaben der Ressortchefs
in allen Facetten vertraut. In den vergangenen Jahren hatte Kyrle als
Protokollchef des Außenamtes während der österreichischen
EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr 1998 und zur Zeit des
österreichischen OSZE-Vorsitzes im Jahr 2000 eine Mammut-Aufgabe zu
bewältigen.
Johannes Kyrle, geboren am 30. Juli 1948, ist der Enkel von
Bundespräsident Adolf Schärf (1957-65), einem der Väter der Zweiten
Republik und des Staatsvertrages. Der gebürtige Wiener studierte von
1966 bis 1970 Rechtswissenschaften an der Universität Wien und trat
1973 nach einer Gerichts- und Bankpraxis in den Auswärtigen Dienst
ein. Nach Ablegung der Diplomatenprüfung 1975 war Kyrle zunächst in
der wirtschaftspolitischen Sektion des Außenamtes tätig, später im
Generalsekretariat.
Dann folgten lange Jahre in den Kabinetten der Außenminister; seit
1976 war Kyrle dem Kabinett des Außenministers zugeteilt. Der
Diplomat arbeitete für die Außenminister Erich Bielka-Karltreu,
Willibald Pahr, Erwin Lanc und Leopold Gratz (alle SPÖ). Von 1985 bis
1996 war er stellvertretender Kabinettschef bei den Außenministern
Peter Jankowitsch (SPÖ), Alois Mock und zuletzt Wolfgang Schüssel
(beide ÖVP).
"Manager" der EU- und OSZE-Präsidentschaft
1997 wurde Kyrle die Leitung der Protokollabteilung im
Außenministerium übertragen. Unter seiner Führung erfolgten die
organisatorische Vorbereitung und Abwicklung des ersten
österreichischen EU-Vorsitzes im 2. Halbjahr 1998 (unter
Außenminister Schüssel) sowie die österreichische
OSZE-Präsidentschaft drei Jahre später (unter Außenministerin Benita
Ferrero-Waldner). Für die perfekte Abwicklung dieser beiden
Großveranstaltungen erntete Kyrle viel Lob. Sein Aufgabenbereich
umfasste auch die ständige Betreuung der zahlreichen diplomatischen
Missionen und Internationalen Organisationen am Amtsitz Wien, sowie
die Abwicklung von Staatsbesuchen in Österreich und im Ausland. Seit
1991 war Kyrle gleichzeitig auch Botschafter im Fürstentum
Liechtenstein mit Sitz in Wien . Er ist verheiratet und hat drei
Kinder.
Botschafter Kyrle will nach eigenen Angaben in seiner neuen
Funktion als Generalsekretär des Außenamtes die Rolle Wiens als Sitz
internationaler Organisationen und Österreichs als internationalen
Treffpunkt stärken. In seine fünfjährige Amtszeit wird nach Angaben
des Außenamtes auch die Zusammenfassung aller Standorte des
Bundesministeriums in den ehemaligen Gebäuden der
Niederösterreichischen Landesregierung, Herrengasse 11 und 13,
fallen. Das Management der Vorbereitung und die Durchführung dieses
Großprojektes wird eine der Hauptaufgaben des "Generals" sein.
Darüber hinaus werde er die Straffung und effizientere Gestaltung von
verwaltungstechnischen Abläufen und eine Steigerung der Transparenz
und Akzeptanz der österreichischen Außenpolitik in der Öffentlichkeit
forcieren.
Kyrle nahm am Dienstag seine Ernennungsurkunde von der
Außenministerin entgegen. Ferrero-Waldner folgte dem Vorschlag der
Bewertungskommission des Außenamtes, die Kyrle an die oberste Stelle
unter den acht Kandidaten gereiht hatte. Über die Reihung der
weiteren sieben Bewerber verlauteten aus dem Außenamt, offenbar auf
Wunsch der Kommission, die sich aus dem Leiter der Personalsektion
und Personalvertretern zusammensetzt, keine Details. (APA)