Rom - Der italienische Vizepremier Gianfranco Fini, Chef der postfaschistischen Nationalallianz (AN), erhebt Anspruch auf die Leitung des Außenministeriums. Der Posten des Außenministers ist seit dem Rücktritt von Renato Ruggiero am Samstag vakant. In einem Fernsehinterview betonte Fini am Dienstag, dass er als Vizepremier der "natürliche Kandidat" für die "Farnesina", das römische Außenministerium, sei. Finis Kandidatur löste Unmut in den Reihen der Regierungskoalition aus. Die liberalkonservative Forza Italia (FI) von Ministerpräsident Silvio Berlusconi befürchtet, dass die AN mit Fini als Außenminister in der Regierungskoalition zu großes Gewicht erhalten würde, was die Machtverhältnisse im Mitte-Rechts-Bündnis aus dem Gleichgewicht bringen könnte. De Michelis kandidiert Fini ist nicht der einzige Kandidat für den begehrten Posten des italienischen Außenministers. Der ehemalige Außenminister in der Ära des verstorbenen Sozialistenchefs Bettino Craxi, Gianni De Michelis, reichte ebenfalls seine Kandidatur ein. Wegen seiner internationalen Erfahrung und seinen guten Beziehungen zu Berlusconi sei er ein kompetenter Anwärter für den Posten des Außenministers, sagte De Michelis. Der umstrittene Politiker, der in den 80-er Jahren in den Strudel der Affären der Craxi-Regierung geraten war, hat vor zwei Jahren die Sozialistische Partei neu gegründet. Auch Kulturminister Giuliano Urbani (FI) sowie der Minister für öffentliche Verwaltung, Franco Frattini (FI), werden von italienischen Medien als mögliche Nachfolger Ruggieros genannt. Inzwischen bereitet sich Berlusconi auf sein Debüt als interimistischer Außenminister vor. Am Freitag wird er in Rom den spanischen Außenminister und amtierenden EU-Ratspräsidenten Josep Pique treffen, der ursprünglich am Dienstag in der italienischen Hauptstadt erwartet worden war. Wegen der Demission Ruggieros war das Treffen verschoben worden. Der Kurzbesuch findet im Rahmen von Piques Rundreise durch die EU-Hauptstädte statt. (APA)