Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/Milutinovic
Belgrad - Der Belgrader Radio- und TV-Sender "B-92" ist neuerdings wieder mit Programmstörungen konfrontiert. Sie gleichen jenen, mittels derer das Regime von Slobodan Milosevic einst kritische Medien stumm machen wollte. Die Sendertechniker stellten laut einer Mitteilung des Senders indes fest, dass die Störungen, die den Programmempfang im Stadtzentrum Belgrads erschweren, durch einen Piratensender ausgelöst würden. Das "Perper"-Radio strahlt seit vier Monaten sein Programm ohne jegliche Frequenzgenehmigung aus, ließ die Geschäftsführung von "B-92" wissen. Der Sender meldete die Programmstörungen inzwischen auch beim jugoslawischen Verkehrs- und Telekommunikationsministerium, das für Frequenzgenehmigungen zuständig ist. "B-92" appellierte an die Behörden, möglichst rasch die chaotischen Zustände im Medienbereich durch einschlägige Gesetzesregelungen, vor allem durch ein Rundfunkgesetz, zu beheben. Es sei auch notwendig, vorläufige Lösungen zu finden, die Medien ermöglichen würden, bis zur endgültigen Frequenzerteilung auf dem Markt zu bleiben. Nach dem Regimewechsel in Belgrad war zwar das strittige Mediengesetz aufgehoben worden, vor allem im Bereich der elektronischen Medien wurden aber wichtige Fragen nicht geregelt. "B-92" führt seit Monaten eine Kampagne für ein Rundfunkgesetz. Der Kleinsender, der in der Ära von Milosevic mehrmals mit Sendeverbot belegt worden war, steht inzwischen auch mit dem serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic auf Kriegsfuß. Djindjic hatte vor einiger Zeit wissen lassen, dass Medien, die zum Regimewechsel beigetragen hatten, zwar Auszeichnungen allerdings keine privilegierten Frequenzen zu erwarten hätten. Andererseits kommen die aktuellen chaotischen Zustände vor allem den einstigen privilegierten Medien zugute, die dank der bewahrten Positionen weiterhin mit großen Werbungseinnahmen rechnen können.(APA)