Dallas/Mainz - Infektionen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens erleidet, erhöhen nach Ansicht Mainzer Forscher das Risiko für Herzleiden. Hans J. Rupprecht und Christine Espinola-Klein von der Universität Mainz gründen ihre These auf das Ergebnis einer Studie mit 572 Herzpatienten. Sie ist im Fachjournal "Circulation" der Amerikanischen Herzgesellschaft (AHA) in Dallas vom Dienstag veröffentlicht. Nach Erkenntnis der Forscher wächst "das Risiko eines Herztods mit der Anzahl der Erreger (im Blut), ganz besonders bei Menschen mit fortgeschrittener Arterienverkalkung". Ihre Schlussfolgerung ist jedoch umstritten. Der Direktor des Zentrums für die Vorbeugung von Herz- und Kreislauferkrankungen am Brigham and Women's Hospital und der Harvard Universität in Boston, Paul Ridker, warnt im Begleitkommentar vor einer Verdrehung von Ursache und Wirkung. Das Mainzer Team suchte im Blut von Patienten, die mit Schmerzen in der Brust oder nach einem erlittenen Herzinfarkt in die Klinik eingeliefert wurden, nach Antikörpern gegen vier virale und vier bakterielle Erreger. Antikörper sind der Beweis für erlittene Infektionen mit dem jeweiligen Erreger. Überprüft wurden unter anderem Infektionen mit Herpes-Viren sowie mit Bakterien, die Lungenentzündungen oder Magengeschwüre verursachen. Rupprecht und Espinola-Klein beobachteten die 572 Studienteilnehmer über einen Zeitraum von 3,2 Jahren und fanden, dass das Risiko eines Herztods mit der Anzahl der verschiedenen Antikörper steil anstieg. Von den Patienten mit fortgeschrittener Arteriosklerose, die Antikörper von ein bis drei verschiedenen Erregern in ihrem Blut hatten, waren am Ende der Untersuchung sieben Prozent gestorben. Von den Patienten mit Antikörpern gegen sechs bis acht verschiedene Erreger waren es 20 Prozent. Der US-Forscher widerspricht dem Folgeschluss der Mainzer Kollegen mit dem Argument, dass alle Teilnehmer der Studie bewiesenermaßen oder mit großer Wahrscheinlichkeit bereits eine Arterienverkalkung hatten. Damit könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Infektionen der Herzkrankheit folgten - anstatt ihr voran zu gehen. Möglich sei auch, dass Patienten mit Herzkrankheiten insgesamt anfälliger für Infektionen seien als Gesunde. (APA)