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Foto: Archiv
Innsbruck - 1502, bereits 17 Jahre vor seinem Tod, gab Maximilian I. sein eigenes Grabmal in Auftrag. Als dieses in der eigens errichteten Hofkirche 1584 endlich fertig gestellt war, lag der Kaiser schon 65 Jahre lang in seiner Gruft in der Wiener Neustädter Georgskirche. Seit einem Jahr wird das Kenotaph (leeres Grabmal) in Innsbruck restauriert und es wird noch weitere zwei Jahre dauern, bis die von Johannes Schlögl geleiteten und mit 1,09 Millionen Euro (15 Millionen Schilling) veranschlagten Arbeiten abgeschlossen sein werden. Berühmter als das eigentliche Grabmal sind die 28 über-lebensgroßen Bronzefiguren, die das Kenotaph flankieren, die "Schwarzen Mander". Ein irreführender Name übrigens, denn immerhin sind acht der zur Würdigung Maximilians angetretenen Mitglieder des europäischen Hochadels Frauen. Das eigentliche Grabmal sei in der Vergangenheit viel zu wenig beachtet worden, so Schlögl, obwohl es in seiner Bedeutung den "Schwarzen Mandern" "zumindest ebenbürtig" und als "Weltkultur" einzustufen sei. Liebevolle Details Besonders hebt Schlögl 24 Reliefs aus weißem Marmor hervor, die allesamt Szenen aus dem Leben Maximilians darstellen, darunter sein Einzug in Wien im August 1490, oder seine Krönung in Aachen vier Jahre zuvor. Diese Reliefs sind "in einer faszinierenden Präzision und mit viel Liebe zum Detail gearbeitet", wobei diese Details von historisch relevanten Stadtansichten bis zu sich paarenden Fröschen reichen. Die Mehrzahl der Reliefbilder hat der Niederländer Alexander Colin hergestellt. Die Restauratoren konzentrieren sich bei den Reliefs auf deren Reinigung, wobei sie darauf bedacht sind, ein wenig Patina zu erhalten, nicht zuletzt, um die Tiefenwirkung der Bilder zu betonen. Eines der vielen Rätsel um das Kenotaph ist inzwischen gelöst: Dank Bohrungen und Röntgenbildern weiß man, dass dessen Innenraum schlicht mit Bauschutt gefüllt ist. Nicht nur die "Schwarzen Mander", auch ein zwei Meter hohes schmiedeeisernes Gitter, an manchen Stellen fast blickdicht, ist ein Grund dafür, dass das Grabmal bisher wenig beachtet wurde. Nach Abschluss der Restaurierung wird zwar das Gitter erneut verhindern, dass Besucher Colins Kunstwerke ganz aus der Nähe betrachten können. Allerdings soll dafür gesorgt werden, dass die Reliefs dann gut beleuchtet und nicht länger im Halbdunkel des Kirchenschiffs übersehen werden können. Ändern müsste sich nach Meinung Schlögls auch die Präsentation des Kenotaphs in Prospekten und Reiseführern: Denn immerhin sei es "als größte figurale Grabmalsanlage des Abendlandes zu betrachten". (hs, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. 1. 2002)