Telekom
Euro-Alltag: Öffentliche Telefonzellen können nicht immer mit Euro
Lokalaugenschein: Schilling-Münzen ausgespuckt, 2-Euro-Münze unverrichteter Dinge behalten
Noch nicht alle öffentlichen Fernsprecher in Wien
haben sich schon an ihre neue Kost in Form der frisch glänzender
Euro- und Cent-Münzen gewöhnt. Manche der von der Telekom Austria
betriebenen Apparate verweigerten im APA-Test in den vergangenen
Tagen bereits die Annahme von Schillingen, manche jene von Euro und
manche warfen unverrichteter Dinge sowohl Schilling und Euro wieder
aus - und machten somit bereit keinen Unterschied mehr zwischen
beiden Währungen. "Rationeller" Automat
Aus seiner Sicht besonders "rationell" agierte ein
Automat am Wiener Schottentor, der alle Geldstücke ausspuckte und nur
das 2-Euro-Stück als höchsten Münzwert einbehielt. Telefonieren war
freilich auch damit nicht möglich.
Keine Anzeichen auf Euro-Umstellung
U-Bahn-Station Schottentor, am fünften Tag des Zeitalter des
realen Euro, um die Mittagszeit: Eine Telefonzelle lädt die
mitteilungsbedürftige Testperson zur Kontaktanbahnung ein. Hörer ab,
der ordnungsgemäße Kontrollton, die Anzeige "MIN 2" am
Telefon-Display, die bisher für "Mindesteinwurf zwei Schilling"
stand. Nichts deutet darauf hin, dass sich das im Euro-Zeitalter
geändert hat. Ein kleiner Aufkleber in der Zelle macht lediglich auf
den Umrechnungskurs zwischen beiden Währungen aufmerksam, die beide
zulässig seien. Die Automaten könnten zusätzlich zu den Schilling
alle Münzwerte ab 10 Cent annehmen, behauptet der Aufkleber.
Keine Schillinge mehr
Die mit Alt- und Neuwährung ausgestattete Testperson wirft also
ein 5-Schilling-Stück aus der rechten Hosentasche in den Einwurf.
Unverrichteter Dinge landet es lautstark in der Geldausgabeklappe,
die Münze kommt zurück. Das selbe (Nicht-)Ergebnis beim zweiten und
beim dritten Versuch.
Vielleicht haben die schon umgestellt, kombiniert die Testperson
aus aktuellem Anlass und greift daher in die linke Tasche, wo die
frischen Euro- und Cent-Münzchen klimpern. Doch auch der bimetallene
"Mozart-Einser" bleibt ein Durchlaufposten, daran ändern
Wiederholungen nichts.
"Bertha von Suttner" kehrt nicht zurück
In der Anzeige leuchtet noch immer bzw. schon wieder unbeirrt der
"2"-er. Sollte diese Zahl etwa wörtlich zu nehmen sein? Schon ist
Zwei-Euro-Dame Bertha von Suttner im Schlitz verschwunden, fällt
hinunter - aber kommt nicht mehr zurück. Bewährtes Rütteln und
Klopfen an die Automatenwand bleiben ebenso ergebnislos wie unschöne
Worte der Testperson. Die zwei Euro sind und bleiben verschwunden im
silbrig schimmernden Metallkasten. Der Rest ist Schweigen, zumindest
beim Telefon.
Nicht erreichbare Servicenummer
Eine halbe Stunde später, der Versuch einer Schadensbereinigung
von einem privaten Telefon aus: Die in der Kabine angegebene
Servicenummer (11120) führt in eine Endlosschleife: "Der von Ihnen
gewünschte Dienst wird unter dieser Nummer nicht angeboten. Bitte
rufen Sie Ihren Kundendienst an". Dass dieser vorerst nicht
erreichbar ist, sieht auch ein per Telefonbuch ermittelter
Call-Center-Mitarbeiter schließlich ein.
Ab ins "humane Beschwerdemanagement"
Neuerliche Versuche ermöglichen nach bereits zehn Minuten
Wartezeit am Anrufbeantworter immerhin eine Verbindung ins humane
"Beschwerdemanagement": "Es hätte schon gehen müssen", informiert
dort eine geduldige Dame mit leiser Stimme. "Es werden aber noch die
Schillingbeträge angezeigt, um ältere Benutzer nicht zu verwirren".
Noch heute werde ein Serviceteam zum beanstandeten Apparat
losgeschickt, erklärt die Betreuerin. Mit etwas Glück könne die
Testperson den verschollenen Betrag wieder erhalten. Sicher sei das
allerdings nicht.(APA)