Manila/Kuala Lumpur - Der philippinische Moslemführer und frühere Gouverneur der autonomen Moslem-Region auf Mindanao, Nur Misuari, der von der Regierung in Manila für Rebellenangriffe auf die Armee im November vergangenen Jahres verantwortlich gemacht wird, ist am Montag von Malaysia an die Philippinen ausgeliefert worden. Nach Polizeiangaben wurde er sofort nach seiner Ankunft in ein Sondergefängnis in der Nähe der Hauptstadt Manila gebracht. Der Anführer der Nationalen Moro-Befreiungsfront wird beschuldigt, auf der Insel Jolo Angriffe auf Regierungstruppen angeordnet zu haben, bei denen mindestens 55 Menschen starben. Kurz nach diesen Angriffen war Misuari in Malaysia verhaftet worden, wohin er illegal eingereist war. Die Front kämpft seit Jahrzehnten für einen unabhängigen islamischen Staat im Süden der überwiegend christlichen Philippinen. Die Moros, eine Sammelbezeichnung für verschiedene ethnisch verwandte Sprach- und Volksgruppen, leben vor allem auf der Insel Mindanao. Mit der Auslieferung Misuaris wollte die malaysische Regierung nach eigenen Angaben den Verdacht ausräumen, Misuari politisches Asyl zu gewähren. Die philippinische Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo hatte dagegen den Wunsch geäußert, dass Misuari in Malaysia der Prozess gemacht werde. Der 60-jährige Misuari war 1996 nach der Unterzeichnung eines Friedensvertrages der Moro-Rebellen mit der Zentralregierung in Manila Gouverneur der fünf Provinzen umfassenden autonomen Region Mindanao geworden, während Teile der Moslemguerilla in die regulären Streitkräfte eingegliedert wurden. (APA/dpa/AP)