Berlusconi gab sich nach dem Treffen am Sonntagabend denn auch vorderhand europäisch: Mehrfach bekräftigte er seine feste europäische Grundhaltung. "Europa ist mein Ideal, eine Notwendigkeit und mein fester Wille", deklamierte ein genervt wirkender Premier vor den Journalisten. Nur: "Für Europa zu arbeiten bedeutet nicht, alles zu akzeptieren." Im Corriere della Sera vom Montag setzte er dann nach: Es gehe nicht an, dass die Regierung "jeden Tag eine Prüfung in Europäismus machen muss".
Kaum war der Festakt vorbei, ging in der Regierungskoalition das Gerangel um die künftige Berlusconi-Nachfolge im Außenamt weiter: Der Minister für die Beziehungen zum Parlament, Carlo Giovanardi, forderte eine schnelle Neuernennung. Als Anwärter gelten der Präsident der Abgeordnetenkammer, Pierferdinando Casini vom Christdemokratischen Zentrum, Alleanza-Nazionale-Chef Gianfranco Fini oder der Minister für den Öffentlichen Dienst, Franco Frattini.
Allgemein wird aber angenommen, dass in Rom in den nächsten Wochen eine größere Kabinettsumbildung ansteht. Nach den immer schlechter werdenden Umfragewerten steht Berlusconi ohnehin unter Zugzwang. Zumal auch mit Fiat-Patriarch Gianni Agnelli ein mächtiger Repräsentant der Industrie der Regierung europapolitische Mahnungen zukommen ließ.