Berlin - Nach der reibungslosen Bargeld-Einführung erwarten führende Wirtschaftsforscher eine dauerhafte Stärkung des Euro. Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sagte in einem Gespräch mit der "Berliner Zeitung" von Samstag: "Wir gehen davon aus, dass der Eurokurs in den nächsten drei Jahren deutlich ansteigen wird". Ähnlich äußerten sich der Zeitung die Ökonomen der Wirtschaftsforschungsinstitute DIW, RWI, IfW und IW. Nach der Bargeld-Einführung stieg der Euro-Kurs zunächst deutlich auf über 0,90 Dollar. Er gab dann aber seine Gewinne wieder ab und wurde am Freitag zuletzt mit 0,8947/52 Dollar notiert. Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sagte dem Blatt: "Ich sehe den Euro steigend". Mittelfristig sei sogar ein Anstieg des Euro-Kurses über die Dollar-Parität möglich. Bedingung dafür sei aber, dass sich die Wirtschaft in Euroland wieder erhole. Der Leiter der Konjunkturabteilung im Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sagte: "Die Zeiten des starken Wachstums in den USA sind vorüber". Die Furcht vor einem Chaos bei der Bargeldeinführung sei nun verschwunden. "All das spricht dafür, dass sich der Euro nun in Richtung Parität bewegen dürfte". Die Leiterin der Konjunkturabteilung des Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Elke Schäfer-Jäckel sieht den Euro-Kurs Ende 2003 "bereits leicht über einem Dollar". Etwas pessimistischer zeigte sich lediglich der Konjunkturforscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Joachim Scheide. Er sagte: "Wenn die US-Konjunktur wieder anspringt, steigen auch die Zinsen in Amerika - und der Zinsvorsprung des Euro schrumpft zusammen". Im nächsten Jahr werde der Euro fallen, erwartet der IfW-Experte nach der redaktionellen Fassung des Gesprächs mit der "Berliner Zeitung". (APA/Reuters)