Adelboden – Der Westschweizer Didier Cuche hat am Samstag den Riesentorlauf in Adelboden dominiert. Der 27-Jährige, der zuvor einen dritten Platz als bisher bestes RTL-Ergebnis zu Buche stehen hatte, gewann das Traditionsrennen auf dem Kuonisbergli mit 1,15 Sekunden Vorsprung auf den Franzosen Frederic Covili und feierte damit nach der Sprintabfahrt 1998 in Kitzbühel den erst zweiten Weltcup-Sieg seiner Karriere. Dritter wurde der Schwede Fredrik Nyberg (+1,26), der Tiroler Benjamin Raich landete mit 1,72 Sekunden Rückstand als bester Österreicher auf Platz fünf.

Traumlauf von Cuche im ersten Durchgang

Cuche hatte den Grundstein zum Sieg mit einem Traumlauf im ersten Durchgang gelegt, in dem er die Konkurrenz um 1,1 Sekunden und mehr distanziert hatte. "Ich bin wie immer voll auf Angriff gefahren, durchgekommen und habe gewonnen", lautete die simple Erklärung des Olympia-Zweiten im Super G, der bisher vor allem als Speed-Spezialist Schlagzeilen gemacht hatte. "Nur der große Vorsprung hat mich etwas überrascht, denn es gab mehrere Passagen, wo noch einiges drinnen gewesen wäre."

Raich vom Resultat her zufrieden, aber...

Dieser Nachsatz war ein Schock für Raich, der zuletzt in Kranjska Gora gesiegt hatte. "Vom Resultat her bin ich eigentlich zufrieden. Doch der große Zeitrückstand im ersten Lauf, gibt mir schon zu denken. Das muss man sich ganz genau anschauen. Aber vielleicht liegt es daran, dass das Rennen hier unheimlich schwierig ist, weil die Strecke so schwer und lang ist. Wenn man da einen Fehler macht, da braucht man gleich drei, vier Tore, um auf Zug zu kommen."

Und Cuche kam mit den schwierigen Bedingungen eben am besten zurecht. Bereits mehrfach hatte er heuer angedeutet, dass er nun auch im Riesentorlauf ganz vorne mitmischen kann: Nach Platz 17 beim Weltcup-Auftakt in Sölden folgten die Ränge sieben (Val d'Isere), sechs (Alta Badia), vier und drei (beide Kranjska Gora). Zum Vergleich: Vor dieser Saison war Cuche nur ein einziges Mal als Fünfter in Alta Badia im Dezember 1999 unter die Top Sechs im Riesenslalom gekommen.

Ländermatchstimmung am Kuonisbergli

"In Kranjska Gora habe ich gefühlt, dass ich nun auch im Riesentorlauf gewinnen kann und bin deshalb mit viel Selbstvertrauen nach Adelboden kommen." Und dort wurde er bei toller Ländermatch-Stimmung vor einer Rekordkulisse von 20.000 Zuschauern von den Schweizer Ski-Fans auf einer Welle der Begeisterung zum ersten Heimsieg auf dem Kuonisbergli seit Michael von Grünigen 1996 getragen. Letzterer verzichtete nach Rang sieben bei Halbzeit auf das Finale, nachdem er im ersten Lauf einen schmerzhaften Bluterguss im rechten Ellbogen erlitten hatte.

Cuche fühlt sich im Jänner am wohlsten

Nach dieser Galavorstellung ist Cuche nun in drei Disziplinen für Siege gut und auch im Gesamt-Weltcup zu beachten. Mit dem Heimsieg verbesserte sich der Fleischhauer-Meister aus Neuchatel auf Platz zwei hinter dem Tiroler Stephan Eberharter, der in Adelboden Achter wurde und mit 235 Punkten noch immer einen komfortablen Vorsprung aufweist. Doch Cuche versprach eine wilde Attacke auf die Spitze: "Der Jänner ist ja bekanntlich mein Monat, wie schon der Sieg vor vier Jahren in Kitzbühel gezeigt hat. Da fühle ich mich am wohlsten. Ich werde daher weiter voll angreifen."

Eberharter zufrieden

Eberharter war mit seinem Abschneiden "zufrieden, denn im ersten Lauf hatte ich einen großen Fehler. Aber wenigstens hat es sich ausgezahlt, dass ich doch noch weitergefahren bin." So war er im unteren Teil des ersten Laufes hinter Cuche Zweitschnellster und bewies damit, dass er weiter in Topform ist. "Es war auch ein gutes Training für die schwere und längste Saisonabfahrt in Wengen", verwies "Steff" mit einem Augenzwinkern auf die Tatsache, dass der Hang in Adelboden durch die Verlängerung der Strecke im Startbereich noch schwieriger und länger geworden war.

Vor Eberharter lag neben Raich auch noch der Salzburger Andreas Schifferer, der sich als Siebenter exakt ein Jahr nach seinem Sturz im Les Arcs, wo er sich einen Seitenbandriss im rechten Knie zugezogen hatte, wieder im Spitzenfeld zurückmeldete. "Ich habe immer gewusst, dass es vom Material her passt, und auch im Training ist es schon gut gelaufen. Es ist schön, dass es mir gelungen ist, das nun im Rennen umzusetzen." Schifferer bleibt übrigens gleich in der Schweiz und wird sich ab Montag mit freiem Ski fahren auf den Abfahrtsklassiker in Wengen einstimmen.

Miller mit zwei kapitalen Fehlern noch Dreizehnter

Der Einzige, der Cuche an diesem Tag hätte stoppen können, wäre Bode Miller gewesen. Doch der Sieger von Val d'Isere, der erst am Mittwoch nach der US-Olympia-Qualifikation in Utah auf den alten Kontinent zurückgekehrt war, brachte sich mit schweren Fehlern um einen weiteren Erfolg. Im ersten Durchgang hatte er im oberen Teil einen katastrophalen Schnitzer verzeichnet, im zweiten dann zu viel riskiert und sich im Zielhang kurz "hingelegt". Trotzdem holte Miller am Ende als 13. noch 20 Weltcup-Punkte. (APA)