Mit einem Bein wippt Mona an der Absperrung, lehnt sich vor, während die Sonne hinter den Wolken blinzelt. Unzählige Menschen spähen mit ihr über die Absperrungen und blinzeln im Chor. Hinter den Absperrungen überall die gleichen Uniformen. Eine Welt in zwei Scheiben. Die Sonne räkelt sich an den Gittern. Dort löst sich ein Schatten. Das lange Warten. Es fällt wie eine Sternschnuppe zu Boden. Jetzt geht es los! Ruft Mona. Die andere Frau nickt. Monas Schritte. Sie trägt ein Plakat vor sich her. Sie hält ihre Sprache gegen den Himmel. Nein! Buchstaben rieseln. Ihren Kopf hindurch. Ich habe diese Regierung nicht gewählt! Ein Marsch wie unter einem Wolkenzug. Der Himmel bietet ihrer Sprache Raum. Groß genug. Für lichte Universen. Groß genug. Für die Farben aller Augen. Murmelnde Rhythmen, darunter erwacht das dumpfe Kopfsteinpflaster. Die Menschenmenge gleitet in einem breiten Zug. Häuser. Fronten. Mündet in schlundförmigen Straßen Trichter Krater. Darunter die unterirdische Politik. Endzeit und Endstation für: Das Andere. Die andere Frau blinzelt schon. Eröffnung des Abends. Der Abend öffnet sich. Schluckt an den ersten Straßenlichtern. Verzögert die Fernsicht. Sieh nur, es werden immer mehr! Ruft Mona. Sie lacht hin. Zu den anderen Demonstrierenden. Die Öffentlichkeit schwappt. Sie tritt nun herein in die Innenstadt. Mona fürchtet gährende Punkte. Hier wie dort: Begegnung blitzender Lanzen und Speere. Wie aus finsteren Augen gestochen. Blitzlichter. Kein Blinzeln. Kein Spaß. Die Menschenmenge gerät in Hitze. Sie kocht in zweierlei Töpfen. Ausländer raus! Hört Mona irgendwo am Rande. Ihr Kopf beutelt sich. Blindwütiges Lautgeschnaupe. Zischt Mona. Wie der Tod läuft und flieht auch die Sprache. Auf und davon. Nach der Sprache schnappen, zuschnappen: Fass! Es ist bereits Abend. Es ist viel zu kühl. Manche Worte gefrieren bevor irgendjemand sie hört. Sprachen begrenzen Räume, an dessen Rändern Menschen aneinanderprallen. Mona kommt anderswoher. Mona hält eine neugierige Hand. Sie zählt schwere Tropfen. Mona und die andere Frau ziehen mit der widerständigen Menschenmenge. Gemeinsam bilden sie einen Strang. Gemeinsam begehen sie die Stadt. Begehen das Kissen mit ihren stempelnden Sohlen. Und der Boden wird alles wieder vergessen. Er vergisst immer. Über ihm ein steinernes Meer, ordentlich in Kopfsteinpflaster gebettet. Ich bin müde dagegen zu laufen. Sagt Mona und stößt ihren Fuß. Die andere Frau presst ihren Arm noch fester an sie. Die Luft scheint gedämpft zwischen den Menschen. Sie wandern über Schatten. Mona dreht sich um. Die Masse schiebt sich immer weiter. Zusammen. Überwindet Umzäuntes. Frischgeschlüpfter Widerstand. Überall regt er sich. Seine Wege sind mit Schildern beseelt. Dazwischen blasse, tote Ecken. Es muß wieder etwas geschehen. Diesmal ist es unsere Geschichte. Sagt Mona.