Wird in TV-Serien oder Kabarettnummern ein Gewerkschaftsfunktionär gespielt, kommt er meist hemdsärmelig, aufbrausend und rhetorisch ungeschickt daher. Eine Darstellung, die dem Leiter des ÖGB-Referats für Kampagnen und Projekte, Willi Mernyi, wenig begeistert. Auch wenn er nicht leugnet, "dass wir bei der Ausbildung unserer Betriebsräte und Funktionäre in den vergangenen Jahren zu sehr auf das Fachwissen und zu wenig auf die Kunst der überzeugenden Vermittlung Wert gelegt haben."

Diese Lücke will Mernyi mit einem NLP-Buch füllen helfen, das er gemeinsam mit dem Grazer Eisenbahn-Gewerkschafter Roman Hebenstreit und dem Politikwissenschafter Michael Niedermair verfasst hat. Gefunden hatten sich die drei bei ihrer Ausbildung zum NLP-Master, der sich auch Mernyi unterzogen hat. "Mitte der 90er-Jahre ist NLP im politischen Diskurs bekannt geworden. Anfangs bin ich der Technik des Neurolinguistischen Programmierens eher skeptisch gegenüber gestanden. Dann hat mich aber die bestechende Einfachheit und praxisorientierte Logik der Konzepte überzeugt."

Diesen Ansatz haben die Autoren auch auf das Buch übertragen. Das Thema wird kurz, prägnant und übersichtlich aufbereitet. Man gewinnt den Eindruck, das wichtigste über NLP zu erfahren, auch Übungen (etwa zur Fragetechnik) gibt es. Für Details werden vom ÖGB Seminare angeboten.

"Wenn es um Arbeitsrecht oder Wirtschaftsdaten geht, kann unseren Leuten ohnehin niemand etwas vormachen. Nun müssen wir dieses Wissen zusätzlich auch noch auf packende Weise unter die Menschen bringen. Aber ohne dass die Inhalte auf der Strecke bleiben", betont Mernyi.

(DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2002)