Finanzen & Börse
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: Leitzins gehört gesenkt
Konmunkturexperte hätte gern 75 Basispunkte weniger
Berlin - Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte nach
Auffassung von Gustav Horn, Leiter der Konjunkturabteilung beim
Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, den
Leitzins "so schnell wie möglich" senken. Die EZB wäre gut beraten,
die Zinsen um 75 Basispunkte auf 2,5 Prozent herabzusetzen, sagte
Horn am Mittwoch Dow Jones Newswires. Ein derartiges Zinsniveau wäre
der gegenwärtigen Situation angemessen, in der die Weltkonjunktur als
Folge der Anschläge des 11. Septembers unter einer ernsthaften
Abkühlung leide, begründete der DIW-Konjunkturexperte seine
Forderung. Aus Sicht von Horn befindet sich der deutsche Finanzminister
derzeit in einer äußerst schwierigen Situation, in der ein
verlangsamtes Wirtschaftswachstum und steigende Defizite seine
Handlungsoptionen deutlich begrenzen. Deutschland sei in einer sehr
schwierigen Phase, in der die Finanzpolitik an die Grenzen ihrer
Möglichkeiten stoße. Die deutsche Wirtschaft sei "in keiner besonders
guten Verfassung", sagte Horn. Um die wirtschaftliche Entwicklung zu
stimulieren, sollte die deutsche Regierung die nächsten Stufen der
geplanten Steuerreform auf den 1. April vorziehen.
Er verlange nicht nach staatlichen Konjunkturprogrammen zur
Ankurbelung der Wirtschaft, da diese zu spät wirksam würden, sagte
Horn. Der DIW-Konjunkturexperte sieht 2002 die Gefahr, dass das
staatliche Defizit in Deutschland nahe an die im Maastricht-Vertrag
festgelegte Grenze von maximal drei Prozent herankommt. "Das Defizit
wird unter drei Prozent liegen, allerdings sehr nah an dieser Grenze,
und es sollte bereits darüber nachgedacht werden, was passieren
würde, wenn es diese Grenze überschreitet, sagte Horn. (APA)