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Wien - Den Wert von simplem Gras als Lieferant vonwertvollen Rohstoffen - wie Proteinen, Milchsäure oder auch Fasern -untersucht derzeit das Forschungsvorhaben "Grüne Bio-Raffinerie", einGemeinschaftsprojekt des Kornberg Instituts Steirisches Vulkanlandund Joanneum Research. Das Vorhaben wird im Rahmen desForschungsförderungsprogramms "Fabrik der Zukunft" vomInfrastrukturministerium (BMVIT) gefördert. Beteiligt sind nebenöffentlichen Forschungseinrichtungen auch private Unternehmen. Neue Nutzung Wiesen und Weideflächen waren noch vor wenigen Jahrzehnten diewichtigste Grundlage der Viehwirtschaft. Durch das Angebot derFuttermittelindustrie und die intensive Tierhaltung hat sich dasgrundlegend geändert. Gras kann aber auch industriell genutzt werden,um etwa Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen. ImRahmen der Grünen Bioraffinerie versuchen die Forscher, die Ansätzefür eine solche Nutzung auf eine vernünftige Basis zu stellen und inZusammenarbeit mit Firmen Prototypen zu entwickeln. Ein Ansatz ist die Entwicklung einer Technologie, in der aus GrasProtein gewonnen wird, welches dann wiederum in der Tierhaltungverfüttert wird. "Normales Gras enthält zwischen 15 und 18 ProzentProtein in der Trockenmasse, im modernen Kraftfutter sind es dagegen50 bis 55 Prozent", erklärte Projektleiter Stefan Kromus vom KornbergInstitut. Tiermehl ist dafür alsProteinquelle heute tabu (Stichwort: BSE), bleiben also Sojaimporte.Die Herstellung von Proteinkonzentrat aus heimischem Gras wäre dahereine Alternative, welche auch die Bauern unterstützen würde. Milchsäureproduktion Durch den Vergärungsvorgang in der Silage kann aus Wiesengrünmasseaber auch Milchsäure erzeugt werden. Und diese wäre wieder derAusgangsstoff für eine Menge Produkte, etwa Kunststoffe. Heute könnensolche Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Gras mitErdölprodukten preislich noch nicht konkurrieren, was sich aber durchden Bioraffinerie-Ansatz - einem integrierten "Multi-Product" System- ändern könnte. Und daran wollen die steirischen Wissenschafter nunmit Hochdruck arbeiten. Bei der Grasverarbeitung fällt nach der Auftrennung schließlichnoch das Fasermaterial der Pflanzen an. Auch hier soll geprüftwerden, inwieweit die Fasern sinnvoll eingesetzt werden können, etwaals Dämmstoffe, Bauplatten oder Materialien für den Garten- undLandschaftsbau. Alle weiteren biogenen Reststoffe dienen zurEnergieerzeugung etwa in einer Biogasanlage. Ökologische Wirkung Die sinnvolle Verarbeitung von Gras hätte nicht zuletzt denVorteil, dass Wiesen nicht aus unserem Landschaftsbild verschwinden.Vor allem extensiv genutzten Flächen wird von Experten ein hoherökologischer Wert attestiert. Hier finden Tiere und Pflanzen eineHeimat, die ansonsten nur noch wenig Raum in der Kulturlandschafthaben. Die Programmlinie "Fabrik der Zukunft" läuft im Rahmen desImpulsprogramms "Nachhaltig Wirtschaften". 2001 und 2002 stehen fürProjekte, die den Weg zur "Fabrik der Zukunft" ebnen sollen, jeweils35 Millionen Schilling (2,54 Mill. Euro) zur Verfügung. In der erstenAusschreibungsrunde des Programms wurden 20 Projekte ausgewählt, 2002sollen zwei weitere Ausschreibungen erfolgen.(APA)