Wien - Das börsenotierte Beteiligungsunternehmen UIAG (Unternehmens Invest AG), das vor allem im Bereich der Mittelstandsfinanzierung tätig ist, will in den "nächsten eineinhalb Jahren" beim Privatisierungsprozess von ÖIAG-Firmen und beim Verkauf von Industrietöchtern heimischer Banken mitmischen. Konkret interessiert sich die UIAG etwa für Teilbetriebe aus dem VA-Tech-Konzern. Dazu sei allerdings ein Verzicht des Finanzministers auf die ab nächstem Jahr geltenden gesetzlichen "Grenzwerte" für Mittelstandsfinanzierer bitter nötig, sagte UIAG- Chef Kurt Stiassny im Gespräch mit dem Standard. Die für die UIAG interessanten Unternehmen lägen allesamt über der Umsatzgrenze von drei Mrd. S (218 Mio. €). Beteiligt sich ein Mittelstandsfinanzierer künftig an Firmen jenseits dieser Umsatzgröße, verliert er zwei Steuerprivilegien: Den von der Körperschaftssteuer befreiten Verkauf von Beteiligungen und die Befreiung von der Kapitalertragssteuer auf Dividenden für eigene Kleinaktionäre. Wettbewerbsnachteil Gegenüber ausländischen Investmentfonds stelle diese Rechtssituation einen klaren Wettbewerbsnachteil dar, so Stiassny. In den letzten sieben Jahren, seit Einführung des Mittelstandsfinanzierungsgesetzes, hätte eine Übergangsfrist gegolten, in der die Drei- Milliarden-Umsatzgrenze nicht sanktioniert wurde. Diese Übergangsfrist laufe nun mit Jahresbeginn 2002 aus. "Unsere früheren Engagements bei Firmen wie Palfinger, Niedermeyer oder Andritz, die wir meist an die Börse gebracht haben, wären dann nicht mehr möglich. Das könnte für den Kapitalmarkt nach der drohenden Streichung der Telekom Austria vom Wiener Kurszettel zu einem echten Problem werden", sagte Stiassny. Stiassny: Bösendorfer-Erwerb richtig und möglich Zum heftig umstrittenen Engagement der UIAG bei Libro verweigerte Stiassny, der lange Aufsichtsratschef bei Libro war, jeden Kommentar. Gesprächiger ist er beim Thema Bösendorfer. Für die traditionsreiche Klaviermanufaktur versuchte die UIAG in den letzten zwei Wochen ein österreichisches Bieterkonsortium zusammenzustellen, um einen Verkauf an den US-Musikkonzern Gibson zu verhindern. Bisher scheiterte dieser Versuch an den Ländern Niederösterreich und Wien, die sich an der Übernahme finanziell beteiligen hätten sollen. Stiassny sagte: "Wir glauben nach wie vor, dass der Erwerb richtig und vor allem möglich ist. Ich gehe davon aus, dass uns die Bösendorfer-Eigentümer Kimball eine Verlängerung der Verhandlungsfrist ins nächste Jahr hinein gewähren. Dann wären auch die nötigen Beschlüsse der zwei Landtage da." (Michael Bachner, DER STANDARD, Printausgabe 1.12.2001)