Kairo - In Ägypten müssen 22 prominente Mitglieder der offiziell verbotenen Moslembruderschaft vor Gericht, weil sie nach den Terroranschlägen vom 11. September anti-amerikanische Proteste organisiert haben sollen. Unter den Verhafteten denen demnächst vor einem Militärgericht der Prozess gemacht werden soll, befinden sich zahlreiche Professoren sowie Geschäftsleute und Ingenieure. Einer von ihnen, der Professor für Agrarwirtschaft, Mahmud Ghazzlan, sei die Nummer Drei in der Hierarchie der Moslembruderschaft, berichtete die Kairoer Tageszeitung "Al-Akhbar" am Freitag. Nach dem Beginn der US-Luftangriffe auf Afghanistan hatte es an mehreren ägyptischen Universitäten Demonstrationen gegeben, bei denen anti-amerikanische Parolen gerufen wurden. Zehntausende von Studenten beteiligten sich an den Protesten. Zum Teil bekundeten die Demonstranten auch Sympathie mit dem saudischen Terroristenführer Osama bin Laden. Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation Elf der inhaftierten Moslembrüder wirft die Staatsanwaltschaft laut "Al-Akhbar" vor, "eine illegale Organisation zu leiten, das ägyptische Regierungssystem zu bekämpfen und zu versuchen, die Verfassung außer Kraft zu setzen". Die restlichen elf Angeklagten werden lediglich der Mitgliedschaft in einer verbotenen Organisation beschuldigt. Sympathisanten der Moslembruderschaft, die offiziell für die Umwandlung Ägyptens in einen "islamischen Staat" mit friedlichen Mitteln eintritt, sitzen in Ägypten seit einiger Zeit im Parlament. Zahlreiche Anhänger der Organisation haben wichtige Posten an Universitäten und im Geschäftsleben des Landes inne. Offiziell distanzieren sie sich von denjenigen ägyptischen Extremisten-Gruppen, die ihre Ziele mit Gewalt durchsetzen wollen, wie die "Gamaa Islamija" (Islamische Vereinigung) und der "Dschihad" (Heiliger Krieg). (APA/dpa)