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Foto: Reuters/Kheiber
Berlin - Der frühere UNO-Koordinator für den Irak, Hans von Sponeck, hat die europäischen Staaten aufgerufen, gegen eine Ausweitung des Anti-Terror-Krieges auf den Irak bei der US-Regierung zu intervenieren. "Die europäischen Regierungen müssen jeden nur möglichen Versuch unternehmen gegenzusteuern", sagte Sponeck der "Berliner Zeitung" (Freitag-Ausgabe). Er erinnerte daran, dass der UNO-Sicherheitsrat den USA "bisher nur einen Angriff auf Afghanistan zugestanden hat". Der deutsche Diplomat widersprach Berichten, dass vom Irak noch eine militärische oder terroristische Bedrohung ausgehe. Er berief sich dabei auch auf den ehemaligen US-Verteidigungsminister William Cohen, der im Jänner dem neuen Präsidenten George W. Bush dieselbe Auskunft gegeben habe. "Über ein Bedrohungspotenzial Iraks wird nur spekuliert, aber es werden keine Belege geliefert", sagte Sponeck. "Auch als der (deutsche) Bundesnachrichtendienst BND im Februar über nukleare Aufrüstung in Irak sprach, gab es nur Behauptungen, aber keine Beweise." Eigennützige Motive Das eigentliche Motiv für die Drohungen der USA gegenüber dem Irak sieht Sponeck in Washingtons geopolitischen Interessen. "Wenn heute konzediert würde, dass Irak keine Gefahr mehr darstellt - dann wäre doch die ganze amerikanische Politik am Golf hinfällig. Die USA könnten dann nicht mehr rechtfertigen, dass sie dort Truppen stationiert haben und die Irak-Sanktionen aufrecht erhalten. Also malen sie weiter dieses Dämonen-Bild", sagte Sponeck. Hans von Sponeck war 1998 zum UNO-Koordinator für humanitäre Programme im Irak ernannt worden. 2000 trat er unter Protest zurück, weil er die Auswirkungen der gegen Bagdad verhängten Sanktionen auf die Bevölkerung nicht länger mitverantworten wollte. (APA/AP)