Washington/Bonn - Massive US-Luftangriffe auf die südafghanische Stadt Kandahar, der Vormarsch der Nordallianz sowie interne Spannungen bringen die letzte Hochburg der Taliban immer weiter unter Druck. Das US-Verteidigungsministerium wies am Donnerstag jedoch Medienberichte zurück, wonach Truppen der Nordallianz bereits nach Kandahar vorgedrungen seien. US-Kampfflugzeuge flogen nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN mehr als 24 Stunden lang massive Angriffe auf Kandahar. "Die Lage in der Stadt ist extrem gespannt", berichteten Einwohner am Donnerstag. Ein Afghane, der angeblich Bombenziele für die USA ausspionierte, wurde nach Angaben der afghanischen Nachrichtenagentur AIP im Zentrum der Stadt öffentlich hingerichtet. Über Opfer und Schäden der Bombardierungen wurde zunächst nichts bekannt. Kapitulation der Taliban Der US-Fernsehsender CBS berichtete, ein hoher Befehlshaber der Taliban in Kandahar stehe in Verhandlungen über eine Kapitulation seiner Truppen. Im Gegenzug verlange er, eine Rolle in der neuen Regierung übernehmen zu dürfen. Erst am Vortag hatte der oberste Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar einen Durchhalte-Appell veröffentlicht. Die USA haben inzwischen an drei Stellen in Afghanistan Bodentruppen stationiert. An ihrem Brückenkopf vor Kandahar befänden sich jetzt 1000 Marineinfanteristen, meldete CBS. Mehr als 50 Gebirgsjäger seien auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram nördlich von Kabul, weitere zwei Dutzend bei Mazar-i-Sharif, meldete CNN. Aufgabe der Marineinfanteristen ist es vor allem, Terroristenchef Osama bin Laden und El-Kaida-Kämpfer aufzuspüren. Nach Angaben von US-Militärs sollen sie Kandahar aber nicht stürmen. Die Stadt sei von Oppositionskräften praktisch eingeschlossen.(APA)