Brüssel - Im EU-Parlament gibt es derzeit keine Mehrheiten für klare Standpunkte zur ethischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkung der Humangenetik. Dies wurde am Donnerstag in Brüssel bei der Abstimmung über einen Bericht des Ende vergangenen Jahres eingesetzten nichtständigen Ausschusses für Humangenetik deutlich.Bericht schon innerhalb des Ausschusses umstritten War der Bericht schon innerhalb des Ausschusses umstritten gewesen, kämpften sich in der Brüsseler Plenardebatte die Europaabgeordneten noch einmal durch einen Stapel von fast 240 Änderungsanträgen, um den Bericht am Ende mit sehr großer Mehrheit komplett abzulehnen. Lediglich 37 der gut 400 Abgeordneten wollten den Text am Ende der gut zweieinhalbstündigen Abstimmung noch als offizielle Stellungnahme des Parlaments mittragen. Ausgang des Abstimmungsmarathons Das sei sicherlich keine Sternstunde des Parlaments gewesen, bewertete der Vorsitzende des Genetikausschusses, Robert Goebbels, die Abstimmung. Bei den "heiklen ethischen Fragen" in dem Bericht sei es zu wechselnden, teils wohl zufällig entstandenen Mehrheiten und damit letztlich zu Widersprüchen des Parlaments gekommen. Am Ende sei eigentlich jeder mit dem Bericht unzufrieden gewesen, meinte der frühere Luxemburger Wirtschaftsminister. Den Berichterstatter Francesco Fiori wunderte den Ausgang des Abstimmungsmarathons nicht: In zwölf Anhörungen des Ausschusses mit Experten aus allen Fachrichtungen hätten die Abgeordneten vieles nicht verstanden oder nicht bewerten können. So betrachtet habe die Diskussion innerhalb des Parlaments die Diskussion in der europäischen Gesellschaft widergespiegelt. Keine Mehrheit für Handelsverbot von menschlichen Embryonen Im Bericht des Genetikausschusses sollte beispielsweise das so genannte reproduktive Klonen des Menschen ebenso verboten werden wie Versuche, die eine Veränderungen der menschlichen Keimbahn zum Ziel haben. Keine Mehrheit gab es aber im Plenum beispielsweise dafür, in der ganzen EU den Handel mit menschlichen Embryonen, embryonalen Stammzellen sowie Ei- und Samenzellen zu verbieten. Ausreichend unterstützt wurde dagegen die Forderung, dafür eine "internationale Regelung" anzustreben. Eine Parlamentsmehrheit war gegen DNA-Analysen vor der Geburt, die "lediglich" das Ziel haben, Augenfarbe, Haarfarbe, Größe und Intelligenz vorauszusagen. Keine Mehrheit des Parlaments gab es für die Forderung, dass EU-Forschungsgelder nicht in die Forschung mit embryonalen Stammzellen gehen dürften. (APA)