Finanzen & Börse
Prüfung von Preiserhöhungen
Arbeiterkammer-Vertreter über EU-Bericht: "Zu schön gefärbt"
Wien - Im Zusammenhang mit der Währungsumstellung von
Schilling auf Euro prüft die Euro-Preiskommission 420
Konsumentenbeschwerden in Hinblick auf ungerechtfertigte
Preiserhöhungen. Weitere 360 Beschwerden werden im Rahmen des
"Leobener Kooperationsmechanismus" behandelt und 60 Beschwerden
werden einer genaueren Prüfung unterzogen. Keinerlei Hinweise gebe es
dafür, dass die bevorstehende Einführung des Euro-Bargeldes einen
Inflationsschub ausgelöst hätte. Dies geht aus dem ersten Bericht der
Euro-Preiskommission über die Umsetzung des
Euro-Währungsangabengesetzes (EWAG) hervor, den das
Wirtschaftsministerium dem Nationalrat vorgelegt hat.
Aufgeschlüsselt nach Branchen beziehen sich die Beschwerden zu
einem Drittel auf den Lebensmittelhandel und zu einem Viertel auf die
Gastronomie. Der Großteil der restlichen Beschwerden betrifft die
Erhöhung der Parkgebühren, der Preise im Bereich des Textil- und
Schuhhandels, der Printmedien, der Drogeriewaren und von
Telefongebühren.
Geringe Preisänderungen durch Umrechnung auf psychologische Europreise
Breiten Raum widmet der Bericht der Euro-Preiskommission an das
Parlament den weit verbreiteten Befürchtungen, die Euro-Umstellung
könnte zum Anlass für Preiserhöhungen genommen werden. Das Ergebnis
einer "tiefgehenden Analyse" und internationaler Vergleiche der
österreichischen Preisentwicklung habe aber keinerlei Hinweise zutage
gebracht, dass die bevorstehende Einführung des Euro-Bargeldes einen
Inflationsschub ausgelöst hätte, so die Kommission.
Der seit Ende 1999 zu beobachtende Preisauftrieb gehe auf die
Verteuerung von Rohstoffen, vor allem des Rohöls, auf die Schwäche
des Euro, Angebotsbeschränkung auf dem Agrarmarkt und auf
Lohnkostensteigerungen zurück. Vor diesem Hintergrund sei es zu den
in einer Marktwirtschaft üblichen Preiserhöhungen gekommen, ein
Zusammenhang mit der Euro-Einführung sei nicht erkennbar. Die
Preisentwicklung in Österreich entspreche jener in den
Vergleichsländern Deutschland und Schweiz. Außerdem habe der Rückgang
der Rohstoffpreise die Inflationsrate zuletzt wieder sinken lassen,
nämlich von 3,4 Prozent auf 2,6 Prozent im September 2001.
Euro bringt enorme Kostenvorteile
In ihrer umfassenden und längerfristigen Einschätzung der
Auswirkungen der gemeinsamen europäischen Währung auf die
Konsumentenpreise gehen die Ökonomen davon aus, dass der Europäische
Binnenmarkt erst durch die Einführung des Euro funktionieren könne.
Die Einführung der einheitlichen Währung sei als eine riesige
Investition in die Wettbewerbsposition Europas in der Welt zu
betrachten. Sie verursache in der Anfangsphase große Kosten,
insbesondere für Banken und Handel, werde aber schon kurzfristig,
durch den Entfall der Devisenmanagementkosten (Währungstausch und
Wechselkurssicherung) enorme Kostenvorteile bringen. Die
EU-Kommission schätzt die Devisenmanagementkosten laut Bericht auf
knapp 1 Prozent des EU-BIP und den Wohlfahrtsgewinn infolge der
Errichtung der Währungsunion auf jährlich rund 0,8 Prozent des BIP
der Gemeinschaft.
Arbeiterkammer kritisiert
Etwas "zu schön gefärbt" ist für den Vertreter der
Arbeiterkammer (AK) in der Euro-Preiskommission, Karl Kollmann, die
Darstellung des ersten dem Parlament vorliegenden Berichts der
Euro-Preiskommission durch die Pressestelle des Parlaments. Dass es
bisher noch zu keinem Inflationsschub durch den Euro gekommen sei,
sei im wesentlichen auf die AK-Preiskontrollen zurückzuführen, so
Kollmann am Donnerstag in einer Aussendung.
"Einige Unternehmen und Branchen haben sehr wohl den Euro für
Extra-Einnahmen genutzt", stellt Kollmann klar. Die
AK-Preiserhebungen belegten Verteuerungen, höhere Katalogpreise,
höhere Parkgebühren sowie Preissteigerungen im Frühjahr bei Milch-
und Milchprodukten.
"Vor allem durch die Umstellung auf runde Europreise und damit
verbundene unrunde Schillingpreise sind viele Verbraucher unsicher",
so Kollmann weiter. Daher werde die AK auch weiterhin aktiv die
Preise streng beobachten. Eben so sollen die Konsumenten weiter mit
helfen und dem AK-Preismelder erklärungsbedürftige Preisänderungen oder
Umrechnungsfehler bekannt geben. (APA)