Wien - In Österreich könnten bis zum Jahr 2015 ungefähr 2500 neue Arbeitsplätze im Bereich der Biotechnologie entstehen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Boston Consulting Group (BCG). Diese beziffert das Wertschöpfungspotenzial der neuen Jobs mit rund 22 Mrd. Schilling (1,6 Mrd. EURO).

Seit 1997 habe man rund eine Milliarde Schilling in den Biotech-Standort Wien investiert, sagte Wiens Vizebürgermeister und Finanzstadtrat Sepp Rieder. Weitere Investitionen in nächster Zukunft betreffen den Ausbau des Vienna-Bio-Centers im dritten Wiener Bezirk (450 Mio. S) sowie den Start eines Fachhochschule für Biotechnologie. Diese soll bereits im Herbst 2002 den Betrieb aufnehmen, langfristig sollen dadurch rund 250 hoch qualifizierte Ausbildungsplätze geschaffen werden.

Einen weiteren Schub für die heimische Biotechnologie-branche erwartet sich Rieder von der EU-Osterweiterung. In diesem neu entstehenden Wirtschaftsraum müsse sich Wien als "Kompetenzzentrum" für den Sektor Biotechnologie etablieren.

Österreich sei bereits heute vor allem auf die so genannte "rote" Biotechnologie (Medizin und Pharmazie) spezialisiert. Die BCG-Studie rät daher davon ab zu versuchen, in allen Bereichen zur Spitze aufzuschließen. Vielmehr solle man sich auf einige ausgewählte Fachgebiete spezialisieren. "Das kann zum Beispiel die Krebs-Immunmodulation sein", sagte BCG-Experte Rainer Reich.


Weg von der Gießkanne

Die Studie empfiehlt eine Abkehr vom "Gießkannenprinzip" bei der Fördermittelvergabe und eine Konzentration auf bestimmte Standorte durch aktives "Clustermanagement". Innerhalb Österreichs liege der Schwerpunkt nicht nur in der Forschung eindeutig in Wien. 75 Prozent der Biotech-Unternehmen in Österreich seien in der Bundeshauptstadt angesiedelt, darunter internationale Konzerne wie Novartis oder Baxter.

Daher sollte der Standort Wien verstärkt staatlich gefördert werden, sagte Rieder: "Es bringt nichts, wenn jeder ein bisschen etwas bekommt und damit dann trotzdem zu wenig hat." Rieder kann sich vorstellen, dafür auf Förderungen in anderen Bereichen zu verzichten. (zwi, Der Standard, Printausgabe, 29.11.01)

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