Wien - Die Österreichische Rektorenkonferenz fordert eine "begabungs- und kapazitätsabhängige" Beschränkung von Studienplätzen. Demnach soll künftig jede Universität die Zahl der Studienplätze in besonders überlaufenen Fächern selbst festlegen können.

Das ist eines der von den Rektoren und den Vorsitzenden der obersten Kollegialorgane geforderten "Elemente der Universitätsautonomie", die sie in ihrer Stellungnahme zum Vorschlag des Bildungsministeriums für die Neuorganisation der Universitäten am Mittwoch präsentierten.

Dies sei, betonte Rektorenchef Georg Winckler, "kein Numerus clausus", der den Zugang von vornherein beschränkt. Jeder solle nämlich weiter sein "Wunschstudium" beginnen können. Allerdings würde nach einer ein- oder zweisemestrigen Studieneingangsphase selektiert, wer das Fach weiter studieren darf oder auf ein anderes Fach "ausweichen" muss. Ein Nachbarfach zur überlaufenen Medizin wäre etwa Chemie, so die Idee der Rektoren. Die Gesamtzahl der Studienplätze soll unverändert bleiben, die Studierenden würden aber umgeleitet in weniger überlaufene Fächer.

Crash-Szenario

Der stellvertretende Rektorenchef, TU-Rektor Peter Skalicky, sagt im STANDARD-Gespräch, es handle sich um eine präventive "Notwehrmaßnahme" der Universitäten. "Die Unis sind an Zugangsbeschränkungen nicht interessiert. Wir sind für den freien Hochschulzugang", aber der koste auch Geld. Und wenn das Ministerium nicht die entsprechenden Mittel zur Verfügung stelle, aber gleichzeitig vorschreibe, die autonomen Unis müssen alle Studenten aufnehmen - unabhängig von ihren Ressourcen -, dann, so Skalicky, "kann man sich ausrechnen, wie lang es dauert, bis es einen Crash gibt".

Anstatt "darauf zu vertrauen, so und so viele hinaus zu frustrieren", tritt Skalicky für ein "Schnuppersemester" ein, bei dem die Studenten für sich klären können, ob das Fach das richtige für sie sei. "Für dieses Semester dürften gerechterweise keine Studiengebühren verlangt werden."

Gehrer freute sich, dass ihr Angebot für eine "offene Planung" der Uni-Autonomie angenommen worden sei. Jetzt werde man alle Vorschläge diskutieren. Den Vorwurf mangelnden Demokratieverständnisses durch Grünen-Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald wies sie als "infame Unterstellung" zurück. Eine demokratische Entscheidung sei nicht per se ein Qualitätskriterium. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 29.11.2001)