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Europa

Angesichts der Tatsache, dass es in Europa teilweise bis in geschichtliche Zeit hinein Wildpferde, Auerochsen, Löwen, Leoparden und andere "exotische" Tiere gab, die vom Ende der Eiszeit an unter tatkräftiger Mithilfe des Menschen verschwanden, ist die Spezies-Vielfalt des Kontinents heute vergleichsweise gering - vor allem was die größeren Tierarten anbelangt.

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Mandarinenten

Deshalb war es sogar unter Fachleuten lange Zeit umstritten, ob diese künstlich verarmte Fauna nicht ebenso künstlich wieder bereichert werden könnte (das war z.B. ein Argument bei der Einbürgerung der Waschbären). Heute wird dieses von sogenannten "Akklimatisationsgesellschaften" forcierte Vorgehen - Stichwort "Faunenverfälschung" - äußerst skeptisch betrachtet. Die weitaus meisten der im Folgenden gezeigten Tierarten sind jedoch ohnehin durch Zufall und menschliche Schlamperei in Europa ansässig geworden.

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Waschbären

Der in beiden Amerikas beheimatete Waschbär ist das vielleicht bekannteste Beispiel für Faunenverfälschung in Mitteleuropa: 1934 gilt als das offizielle Jahr seiner (absichtlichen) Einbürgerung in Deutschland. Im Südwesten des Landes hat er eine äußerst prosperierende Population gebildet, in Baden-Württemberg wird er langsam zur Plage, seit den 70er und 80er Jahren taucht er vermehrt in der Schweiz und vereinzelt auch in Österreich auf. Eine davon unabhängige, ebenfalls künstlich geschaffene Population lebt heute im Kaukasus.

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Goldschakale

Er sieht wie ein kleiner Wolf aus, ist nahezu im gesamten vorderasiatischen und nordafrikanischen Raum verbreitet und auch in Südosteuropa heimisch: der Goldschakal. In den letzten Jahren gab es vermehrt Sichtungen in Österreich. Manche Zoologen glauben auch, Goldschakale seien früher schon in Österreich vorgekommen, aber fälschlich für Wölfe gehalten worden.

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Marderhunde

Er sieht dem Waschbär ähnlich, ist jedoch ein Wildhund: Beheimatet im nördlichen Ostasien, wurde der bis zu 80 cm lange Marderhund wegen seines Pelzes vor allem in der Sowjetunion gezüchtet, von wo er dann seinen Siegeszug nach Westen und Südwesten antrat. Insgesamt wurden bis zur Mitte der 50er Jahre knapp 10.000 Tiere ausgesetzt, wozu noch eine unbekannte Zahl von Pelztierfarm-Flüchtlingen kommt. Heute kommt er in der gesamten östlichen Hälfte Europas vor - bis hin nach Schweden und Deutschland.

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Ochsenfrösche

Die nordamerikanischen Ochsenfrösche wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt, zunächst nach England. Zwischen 1932 und 1937 wurden sie in Italien ausgesetzt, wo sie sich besonders in der Poebene und der Umgebung Roms rasch verbreiteten. Heute sind sie vor allem in Frankreich eine Plage. Die Tiere bewegen sich in Drei-Meter-Sätzen und können sogar Vögel fressen.

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Damhirsche

Fossile Funde in der Oberrheinebene belegen, dass der Damhirsch in der letzten Zwischeneiszeit bereits in Mitteleuropa vorkam, danach jedoch nach Kleinasien zurück gedrängt wurde. Seine neue Verbreitung verdankt er der Jagdmode des Hochadels im 16. Jahrhundert. Lange Zeit in Gattern gehalten, gelangten die Tiere erst im Laufe des 20. Jahrhunderts in Freiheit. Viele Gatter wurden z. B. in den Kriegswirren zu Ende des 1. oder 2. Weltkriegs geöffnet. - Heute sind Damhirsche de facto ein Bestandteil der mitteleuropäischen Großtierfauna.

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Axis- und Sikahirsche

Auch sie wurden zwecks Bejagung ausgesetzt, allerdings erst in jüngerer Vergangenheit: die indischen Axishirsche (links). Die ostasiatischen Sikas (rechts) wurden zunächst nach Großbritannien und zur Jahrhundertwende auch nach Deutschland gebracht. Sie leben bevorzugt in Feuchtgebieten, sind allerdings sehr selten.

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Nutrias

Der fälschlich auch als "Bisamratte" bezeichnete südamerikanische Biber-Verwandte wird bis zu 64 cm lang und lebt stets an Gewässern. Wegen des Fehlens natürlicher Feinde und weil Spaziergänger und Wanderer die Tiere gern füttern, haben sich die Nutrias in den letzten Jahren stark vermehrt. Zurückzuführen ist ihre Population auf Flüchtlinge aus Pelzfarmen.

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Bennett-Känguruhs

Sogar Känguruhs hüpften schon durch den deutschen Wald: um die Jahrhundertwende wurden die winterfesten Bennett-Känguruhs versuchsweise ausgesetzt - später jedoch aus "ästhetischen" Gründen (sie wirkten einfach zu fremd) bis zur Ausrottung bejagt. - Genau diese Spezies ist es, die seit einigen Jahren, angefacht durch BSE-Angst, vereinzelt als neues Fleischtier gezüchtet wird - ähnlich dem Strauß. Einem Comeback in Europa stehen also nur mehr hohe Zäune entgegen.

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Strauße

An seinen Anblick haben wir uns inzwischen gewöhnt, wenn auch nur auf Bauernhöfen: der Strauß ist Europas neues Nutztier als Fleischlieferant. Experten kritisieren freilich, dass die zahlreichen Straußenfarmen sich auf afrikanische Strauße konzentrieren und nicht auf die - kleineren - südamerikanischen Nandus, die weniger Probleme mit der Akklimatisierung hätten.

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Graue Eichhörnchen

In England sollten eigentlich die gleichen roten Eichhörnchen leben wie bei uns. Seitdem jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre grauen Vettern aus Nordamerika eingeführt wurden, wurden sie an den Rand der Existenz zurück gedrängt. Größer und robuster als die roten Europäer, haben die Grauen Eichhörnchen sich explosionsartig vermehrt und die ganze Insel in Beschlag genommen.

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Kanadagänse

Man weiß, dass einige Exemplare in den 50er Jahren in Deutschland ausgesetzt wurden - ähnliches geschah in den folgenden Jahrzehnten vermutlich immer wieder. Heute kommen die nordamerikanischen Vögel in ganz Deutschland und Skandinavien vor - alleine in Deutschland schätzt man ihre Zahl bereits auf 5.000 bis 6.000 Tiere. Sie vermischen sich auch mit heimischen Gänsen, wodurch Hybride entstehen.

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Asiatische Sittiche

Ein lokales Phänomen: In Wiesbaden leben mehrere Arten von Kleinpapageien: Alexandersittiche, Halsbandsittiche und Blaustirnamazonen. Sie entstammen von diversen entflogenen Tieren und haben überlebensfähige Populationen gebildet - nicht zuletzt durch Winter-Fütterung wohlgesonnener Stadtmenschen. Da die Tiere zwar brüten, bislang aber nur geringe Ausbreitungstendenz zeigen und lediglich einigen Staren und Dohlen die Nisthöhlen streitig machen, gelten sie vorerst noch als Bereicherung.

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Minke

Auch die Ausbreitung des amerikanischen Nerzes oder Minks ist ein "Produkt" der Pelzindustrie: gefangene Exemplare sind teils aus Pelztierfarmen entkommen, teils wurden sie auch von Tierschützern befreit. Heute ist die Art in Bayern heimisch.

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Wildkaninchen

Aus dem Orient stammend, wurden sie in unseren Breiten erst von den Römern eingeführt. Zur Fleischzucht hielt man sie (nicht immer dauerhaft ...) in Gehegen, was in den folgenden Jahrhunderten bei allmählicher Aufsplitterung in verschiedenste Zuchtformen fortgesetzt wurde. Heute ist ihr Bestand in vielen Gegenden wesentlich gesicherter als der ihres großen Vetters, des Feldhasen - der hier schon immer lebte.

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Fasane

Ja, auch er gehört eigentlich nicht hierher, auch wenn wir uns längst an ihn gewöhnt haben: der Fasan. Ursprünglich aus Indien stammend, gehen die Meinungen über den Zeitpunkt seiner Einbürgerung auseinander: das Mittelalter oder schon die griechisch-römische Ära. In jedem Fall geschah es - wieder einmal - zu Jagdzwecken.

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Großkatzen

Auf den ersten Blick scheint der Gedanke zu lächerlich, um überhaupt darauf einzugehen: Pumas, Panther oder gar Leoparden in englischen Wäldern. Tatsache ist jedoch, dass es auf der Insel seit Jahrzehnten eine stark steigende Zahl von Sichtungen unterschiedlicher Großkatzen gibt. Dahinter steckt entweder eine Art zoologischer "UFO-Hysterie" - oder, wie manche Forscher für möglich halten, das Erbe einer gedankenlosen Vergangenheit ...

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"Haustiere"

Der Hintergrund: in den 60er Jahren galt es als schick, sich Großkatzen als modische Haustiere zu halten. Als die Gesetzgebung dies Anfang der 70er nur noch unter strengsten Auflagen gestattete, wurden zahlreiche Tiere in Zoos abgegeben - oder verschwanden anderweitig. Es wird heute tatsächlich für möglich gehalten, dass sich daraus einige überlebensfähige Populationen gebildet haben könnten. Tatsache ist, dass Großkatzen heute ein beständiges und ernsthaftes Thema der öffentlichen Diskussion Großbritanniens sind.

Weitere Informationen hier - oder auch hier.

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Kuhreiher

Mehr zum Thema Faunenverfälschung und tierische Zuwanderer finden Sie hier - eine Liste der in Mitteleuropa verbreitetsten "Neozoen" hier. (red)

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