Gerüchte, dass Handheld-Hersteller Palm zum Verkauf stehe, machten schon vor einigen Monaten die Runde. Der Rücktritt von Palm-CEO Carl Yankowski Anfang November hat die Spekulationen weiter angeheizt: Yankowskis Abgang soll angeblich den Weg für eine Fusion zwischen Palm und Konkurrent Handspring frei gemacht haben. "Alles Geschwätz" "Alles Geschwätz", kommentierte ein Sprecher des im kalifornischen Santa Clara ansässigen Unternehmens Spekulationen. Dass ein Zusammenschluss der beiden Hersteller von PDAs (Personal Digital Assistants) den Investoren gelegen käme, zeigten jedenfalls steigende Aktienkurse im Gefolge der Gerüchte. Beide Unternehmen kämpfen nach Boom-Jahren mit einem schrumpfenden Handheld-Markt sowie wachsender Konkurrenz durch PDAs mit Microsofts PocketPC und in Europa mit dem Nokia Communicator auf Symbian-Basis. Sicher ist jedenfalls eine Teilung von Palm in zwei Unternehmen, einem Softwareteil für das Palm-Betriebssystem, das auch Handspring und Sony lizensieren, und einen Hardwarehersteller, der mit diesen Herstellern konkurriert. Marktführer, aber ... Palm ist zwar weiterhin weltweiter Marktführer im Segment der Taschencomputer. Aber der Niedergang von einem einstigen Marktanteil von 80 auf zuletzt 32 Prozent im zweiten Quartal 2001 (Dataquest) zeigt den dramatischen Abschwung, den das Unternehmen hinnehmen musste. Dazu trug nicht nur die heftige Konkurrenz von Microsoft mit seiner fetten Kriegskasse bei, sondern auch Managementfehler von Palm, das sowohl bei der Weiterentwicklung der Geräte als auch dem Marketing stolperte. Zu den Gewinnern zählte Compaq, das im zweiten Quartal auf einen weltweiten Anteil von 16,1 Prozent kam und Handspring mit 10,7 Prozent. Aus für MyPalm Vom zweiten auf das dritte Quartal schrumpfte der Handheld-Markt um 9,5 Prozent. Unter den Betriebssystemen bleibt Palm OS zwar weiter Marktführer, der Anteil sank aber von 55 auf 52 Prozent. Aufgrund nachlassender Nachfrage mussten Palm wie Handspring Preise reduzieren und Personal entlassen; zuletzt kündigte Palm das Ende seines Webportals MyPalm an, ein Service für Benutzer. Nokia im Anmarsch Auf dem Gebiet der Handys mit Organizerfunktionen (oder PDAs mit Handyfunktion) gerät Palm in Europa zusätzlich unter den Druck von Nokia. Dessen Symbian-betriebener Communicator (ein aufklappbares Handy mit Organizer, Internetzugang und Tastatur) soll dem britischen Marktforscher Canalys zufolge im dritten Quartal 2001 mit einem regionalen Marktanteil von 28,3 Prozent bereits vor Palm mit 20,2 Prozent Marktführer sein. Rivale Handspring hat indes bei der Entwicklung neuer Geräte mit Zusatzfunktionen die Nase vorn. So stellte Handspring-Chefin Donna Dubinsky, die ehemalige Palm-Präsidentin, gerade erst Treo vor, ein PDA, das sich in ein Handy verwandelt. Palm, das auf einer Menge Inventar sitzt, hat dagegen wenig Neues für das Weihnachtsgeschäft zu bieten. (rita, spu - Der Standard Printausgabe)