Chicago - Bei Entscheidungen verlassen sich Menschen ganz auf ihre Gefühle. Das gelte auch für so genannte rationale Entschlüsse, sagte der Hirnforscher Dean Shibata auf dem Jahrestreffen der Radiologischen Gesellschaft von Nordamerika in Chicago . Der Wissenschaftler von der University of Rochester Medical School beobachtete die Hirnprozesse von Menschen, die sich entscheiden mussten. Die Probanden waren dazu angehalten, sich Fragen wie "Soll ich mich im Auto angurten?" durch den Kopf gehen zu lassen. "Das scheint eine rationale Entscheidung zu sein. Das Angurten schützt bei einem Autounfall", sagt Shibata. Dennoch fand er, dass die Probanden die Frage mit ihren emotionalen Hirnregionen beantworteten. So stieg im Entscheidungsprozess die Aktivität in einem vorderen Hirnzentrum, das Gefühle hervorruft. Ähnliche Ergebnisse haben auch Studien mit Patienten ergeben, bei denen ein Gefühlszentrum im Gehirn defekt war. Diese hatten ein normal funktionierendes Gedächtnis und konnten abstrakte Probleme lösen. Mussten sie aber eine persönliche Entscheidung treffen, etwa wann sie zum Arzt gehen sollen, waren sie überfordert, fand der Hirnforscher Antonio Damasio von der Universität von Iowa heraus. Die Patienten seien dann in unendlichen Gedankenschleifen gefangen. Shibata präsentierte auch Ergebnisse der Erforschung jener Gehirnregion, die für das Erkennen von Witzen verantwortlich ist. Der Neuroradiologe vermutet, dass ein kleiner Teil im Frontallappen eine wichtige Rolle dafür spielt, ob Menschen über einen Witz lachen. "In Zukunft werden Gehirnscans routinemäßig von Psychiatern eingesetzt, um Stimmungsstörungen wie Depressionen festzustellen. Depressionen werden meist von einem Verlust des Humors begleitet", erklärte Shibata. Die Studie könnte auch erklären, warum Schlaganfallpatieten den Humor verlieren. Der Schlaganfall betrifft einen Teil des Frontallappens. (pte)