International
Nervosität in einer befreiten Stadt
STANDARD- Reportage aus Kundus
Gerade als die Bevölkerung von Kundus sich
auf die erste Nacht des Friedens nach zwei Wochen der Belagerung vorbereiten wollte, gab es
eine tödliche Überraschung. Aus unbekanntem
Grund beschossen US-Kampfflugzeuge "Kunakala" - die alte Sandfestung im Zentrum von
Kundus. Wenige Stunden zuvor waren rund
700 usbekische Kämpfer der Nordallianz triumphal in Kundus eingezogen.
Es war das erste Mal seit der Belagerung von
Kundus, dass Kämpfer der Allianz die Stadt betraten. Am frühen Sonntagnachmittag hatten
die usbekischen Truppen von General Rashid
Dostum grünes Licht für den Einmarsch erhalten. Die Kämpfer bewegten sich langsam mit ihren Panzern, Jeeps und Pick-ups in die von den
Taliban kontrollierten Gebiete vorwärts und
nahmen Positionen entlang der Hauptstraßen
und in der Festung ein.
Nach dem Kapitulationsübereinkommen,
das mühsam mit der Taliban-Führung in der
Stadt ausgearbeitet worden war, mussten die
usbekischen Truppen die Sicherheit in den
Straßen garantieren und Plünderungen oder
Massaker an der Bevölkerung Kundus' verhindern. Die Taliban hatten sich dazu verpflichtet,
die Waffen abzugeben und sich an bestimmten
Plätzen außerhalb der Stadt zu sammeln.
Irgendetwas ging jedoch schief. Es kam zu einigen Kämpfen, es gab Tote und Verletzte, aber
niemand kann genaue Zahlen nennen. "Die
gestrige Nacht war höllisch", sagt ein Einwohner von Kundus. "Es war zeitweilig völlig unklar, wer gegen wen kämpfte".
Ein weiteres Problem