Wien - Die Telekom Austria (TA) will den Umsatzeinbrüchen und Marktanteilsverlusten im Festnetz mit einem Umbau des Unternehmens zu Leibe rücken. Der Aufsichtsrat beschloss am Montagnachmittag die bereits im Spätsommer angekündigte Teilung in einen Retail- und einen Großkundenbereich. Beide Sparten führt künftig Technikvorstand Rudolf Fischer, bei dem Marketing und Vertrieb für das gesamte Festnetz (samt Internet und Datenkommunikation) zusammenlaufen. Im Kern sieht die unter Federführung von McKinsey erstellte Festnetzoffensive vor, dass 50 Regionalmanager engagiert werden, die neue Großkunden an Land ziehen bzw. abgewanderte zurückgewinnen sollen. Auch das Leitungsgeschäft (für die private Konkurrenz), aus dem Milliardenumsätze kommen, soll neu organisiert werden. Kein Totalumbau Von einem Totalumbau, der das Aus für die Onlinetochter Jet2web Internet und die Datendiensttochter Datakom bedeutet hätte, habe man wieder Abstand genommen, weil dies gesellschaftsrechtliche Konsequenzen gehabt und eine Hauptversammlung nach sich gezogen hätte. Die Chancen auf dessen Umsetzung seien - angesichts des anstehenden Verkaufs der 29,8 Prozent von TA-Großaktionär Telecom Italia - ohnehin gegen null gesunken, heißt es in der ÖIAG, die 47,8 Prozent der TA hält. Mit den in der Vorwoche veröffentlichten Kennziffern der Neunmonatsbilanz waren einige Aufsichtsratsmitglieder - im Gegensatz zu Kapitalmarkt und Aktionären - nur mäßig zufrieden. Bei der Staatsholding ÖIAG wollte sich - trotz Kurshöchststands über dem Ausgabekurs von neun Euro - keine echte Feierstimmung einstellen. Man wolle bei der TA rasch eine deutliche Intensivierung der Vertriebsaktivitäten und Verbesserungen beim Kundenservice sehen, hieß es. Finanzielle "Zuckerl" Die TA ist indes fest entschlossen, die Analystenerwartungen nicht nur beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Amortisationen und Personalrestrukturierungen (Ebitda) zu übertreffen - das Konzern-Ebitda stieg um 37,4 Prozent auf 1,164 Mrd. Euro -, sondern vor allem beim Personalabbau. Internen Informationen zufolge sollen finanzielle „Zuckerl“ möglichst viele Beamte zum Ausscheiden aus dem Unternehmens bewegen. Alle aktiven Mitarbeiter, die bis Ende Dezember einvernehmlich von der operativen TA in die Personalmanagementfirma wechseln, erhalten außerordentliche Prämien. Beschlossen wurde vom TA-Aufsichtsrat auch der ab Jänner 2002 geltende Kollektivvertrag für die 18.000 Mitarbeiter der TA-Gruppe: Die Ist- und Mindestlöhne werden generell um 2,5 Prozent angehoben. Hinzu kommt eine Einmalzahlung in Höhe von 2500 Schilling, die lohnsteuerfrei in Gold ausgegeben wird. (ung, DER STANDARD, Printausgabe 27.11.2001)