Zagreb - Kroatien erwartet "wegen der Aggression und der Kriegsleiden der Menschen eine Entschuldigung" von Serbien und insbesondere die Bestrafung von Kriegsverbrechern. Diese Forderung erhob am Donnerstag der kroatische Außenminister Tonino Picula in einem Interview mit der kroatischen Nachrichtenagentur Hina. "Es besteht eine gerechtfertigte Erwartung Kroatiens, dass bestimmte Sachen in Serbien klar gesagt werden und dass bestimmte Gesten gezeigt werden. Aber am meisten interessiert uns die Zusammenarbeit mit dem Haager Gericht und das Engagement der heimischen Justiz in Serbien", betonte Picula. Symbolische Gesten Die serbischen Politiker müssten mit "wirklichen oder symbolischen Gesten auf die Verantwortung jener hinweisen, die die Kriegsleiden hervorriefen", bekräftigte der Außenminister und fügte hinzu: "Die Gesten hängen von der Bereitschaft jener Menschen ab, die heute in der serbischen Politik tätig sind und sie würden im jeden Fall zur Normalisierung beitragen". Die Politiker in Serbien würden in der schwierigen Situation, in der sich das Land derzeit befinde, versuchen, pragmatisch zu sein. Aber sie würden zum Teil auch den Versuch unternehmen, die "problematischen Bereiche der Milosevic-Vergangenheit" zu umgehen, führte Picula weiter aus. Zugleich wiederholte der Außenminister die kroatischen Vorbehalte einer Annäherung zwischen den beiden Staaten: "Eine regelmäßige Zusammenarbeit mit einer Regierung, in der der wegen Kriegsverbrechen in Kroatien angeklagte Momcilo Perisic sitzt, wäre eine indirekte Amnestierung". Strafen Der ehemalige jugoslawische Generalstabchef Perisic war wegen dem Befehl zum Beschuss der Adria-Küstenstadt Zadar zu Beginn des Krieges (1991-1995) in Kroatien in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Der nunmehrige serbische Vizeministerpräsident hat jedoch jede Schuld von sich gewiesen und wiederholt bekräftigt, dass er nur seiner Pflicht nachgekommen sei. Perisic "versteckt sich hinter der serbischen Regierung", erläuterte Picula die Sicht der kroatischen Regierung. Es gehe aber auch nicht nur um eine konkrete Person, führte der Außenminister weiter aus, sondern um die grundsätzliche Entscheidung Kroatiens, alle Kriegsverbrecher zu bestrafen. Zagreb wolle im Rahmen der Kooperation mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal und der Erhebung von Anklagen vor heimischen Gerichten "die individuelle Verantwortung für begangene Kriegsverbrechen kräftig suggerieren, unabhängig von der Nationalität des Täters", so Picula. Und Kroatien wünsche, dass dies auch jene Staaten praktizierten, die unter der Zuständigkeit des Haager Tribunals stünden und "mit denen wir normale Beziehungen haben wollen". Trotz aller Probleme würden Kroatien und Serbien weiter an der Normalisierung der Beziehungen arbeiten. Derzeit werde auch ein Besuch des jugoslawischen Außenministers Goran Svilanovic vorbereitet, in dessen Rahmen einige bilaterale Verträge unterzeichnet werden könnten und allein der Besuch von Svilanovic in Zagreb wäre "eine große Sache für die gegenseitigen Beziehungen", betonte Picula. (APA)