Herbert Winkler

Washington - US-Präsident George W. Bush hat vor jubelnden Luftlandetruppen keinen Zweifel daran gelassen, dass der Krieg gegen den internationalen Terrorismus und seine Helfer erst begonnen hat. Nach Afghanistan könnte er auch auf andere Länder übergreifen. "Afghanistan ist erst der Anfang des Krieges gegen den Terror", rief Bush vor den Soldaten in Fort Campbell in Kentucky aus. "Es gibt andere Terroristen, die Amerika und seine Freunde bedrohen, und es gibt andere Länder, die sie unterstützen. Wo immer sie sich verbergen, wo immer sie Pläne schmieden, wir werden die Terroristen treffen."

In Spekulationen rückt immer stärker der Irak als das mögliche nächste Ziel in den Vordergrund. Die USA bezeichneten den Irak auf der Biowaffenkonferenz in Genf als die größte Gefahr für die internationale Sicherheit nach der Terrororganisation al-Qa'ida von Osama Bin Laden.

Unbehagen

Die Aussicht eines Krieges gegen den Irak bereitet einigen europäischen Verbündeten, vor allem Frankreich, und dem wichtigen Antiterrorpartner Russland sichtliches Unbehagen - ganz abgesehen von den arabischen Partnern.

Einer der Ersten, die endgültig mit Saddam aufräumen wollten, war in Washington der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz. Jede Regierung, die Terroristen aufnehme oder unterstütze, sollte sich Sorgen machen, sagte er am vergangenen Wochenende. "Es gibt immer noch eine Menge zu tun", fügte er später im Pentagon hinzu, "in Afghanistan und darüber hinaus."

Keine Eile

Doch US-Präsident George W. Bush hat nach Versicherungen des Weißen Hauses keine Eile. Noch sei die "Phase eins" in Afghanistan nicht beendet. "Es gilt, eine Mission zu vollenden, die Zerstörung der al-Qa'ida und der Taliban", stellte Bushs Sprecher Ari Fleischer fest. Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice sagte, der Irak sei seit Jahren eine Bedrohung. "Wir brauchten nicht den 11. September, um herauszufinden, dass er unsere Interessen gefährdet. Wir werden mit der Lage schließlich fertig werden."

Der aus dem Irak stammende amerikanische Politologe Kanan Makiya sprach sich in der New York Times dafür aus, geduldig in Zusammenarbeit mit der Opposition, den Kurden im Norden und den Schiiten im Süden, Wandel nach Bagdad zu bringen. "Der wird nicht durch eine weitere Bombardierung kommen. Der Irak ist genug bombardiert worden." (dpa/(DER STANDARD, Print- Ausgabe, 23. 11. 2001)