Kabul - Der Chef der radikalislamischen Taliban, Mullah Omar, hat Berichte über Kapitulationsangebote der Taliban-Miliz in der nordafghanischen Stadt Kundus als "vollkommen falsch" zurückgewiesen. Das berichtete der arabische Fernsehsender Al Jazeera am Donnerstag unter Berufung auf das Büro Omars. Paschtunen-Führer Hamid Karsai sagte dagegen, auch in Kandahar seien Mitglieder der radikalislamischen Miliz zur Aufgabe bereit. Mehrere Taliban hätten ihm über Telefon mitgeteilt, dass sie sich Verhandlungen wünschten. Nach mehr als einer Woche Belagerung der nordafghanischen Stadt Kunduz hat die Nordallianz ihren Einmarsch in die Taliban-Bastion angekündigt. Die Oppositionstruppen würden noch im Laufe des Tages einrücken - unabhängig davon, ob die Taliban vorher ihre Kapitulation erklärten oder nicht, sagte ein Sprecher der Nordallianz am Donnerstag. Die Taliban-Gegner griffen den nahe gelegenen Ort Khanabad an und zogen ihren Ring um Kunduz enger. Nordallianzkommandant Mohammed Daud sagte, die Mehrzahl der afghanischen Taliban in Kunduz sei zur Aufgabe bereit. Von den ausländischen Verbündeten habe dagegen noch niemand die Waffen niedergelegt. Die Nordallianz habe den ausländischen Milizen deshalb freien Abzug in die Taliban-Hochburg Kandahar angeboten. Vertreter der Nordallianz und die in Kundus eingeschlossenen Taliban verhandelten die Nacht zum Donnerstag hindurch über eine mögliche Aufgabe der Milizen. Der usbekische Kommandant Rashid Dostum sagte dem US-Nachrichtensender CNN, Kundus werde ohne Kampf übergeben. Nach Angaben der Nordallianz zeigten sich "97 Prozent" der Taliban zur Kapitulation bereit. Die Übergabe der Stadt scheitere jedoch an den ausländischen Kämpfern. In Kunduz sind seit mehr als einer Woche mehrere tausend Taliban-Kämpfer eingeschlossen. Etwa 2000 von ihnen sollen aus Pakistan, Tschetschenien oder arabischen Ländern kommen und dem Terrornetz El Kaida angehören. Aus Angst vor möglichen Hinrichtungen verweigern die ausländischen Kämpfer ihre Kapitulation. Daud sagte, die Nordallianz sei bereit, der Forderung der Milizen nachzukommen und einen Fluchtkorridor nach Kandahar im Süden des Landes zu öffnen. (APA)