"Je deutlicher wir sagen, was wir wollen, umso besser gelingt es dem Gefährten, das zu schenken, was wir uns erhoffen". Dieser Satz von Julia Onken gilt nicht nur für Weihnachtswünsche. Die Schweizer Bestsellerautorin sorgte am Dienstag im Vorarlberger Bildungszentrum Schloss Hofen für volles Haus.

Wo Julia Onken spricht, kommen die Frauen in Scharen. Was sie sagt, gefällt den Machthabern nicht unbedingt. Aber es muss gesagt werden, denn schließlich "Meine Damen und Herren, wir leben in einem Patriarchat." Ihren Vortrag in Vorarlberg widmete die Psychologin den Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Geschlechtern.

Unterschiede im Alltag

Dass Frauensprache nicht gleich Männersprache ist, weiß frau nicht nur aus der feministischen Sprachwissenschaft. Eine Ahnung von den Unterschieden gibt der Alltag. Der ist recht ungleich, wie Julia Onken die Forschungen der Sprachwissenschafterin Senta Troemel-Ploetz zitierte. 8000 Wörter "will die Frau am Tag los werden" (Onken). Dem Mann genügten 2000. Und weil da schon rein quantitativ eine ziemliche Differenz besteht, kommt es immer wieder zu Missverständnissen.

"Er glaubt", meint Julia Onken, "dass sie jetzt gleich durchdreht, weil sie so viel redet", sie decodiere sein Schweigen mit Missbehagen. "Es geht ihm schlecht." Das Gegenteil sei der Fall. "Wenn er schweigt, geht es ihm gut." Und ihr geht's gut, wenn sie redet. Weil diese Gegensätzlichkeit nicht unbedingt die Kommunikation fördert, rät Onken zur Offensive. Die dann heißt "miteinander reden". Geht das nicht spontan, dann sollte mindestens ein geplantes wöchentliches Gespräch ins Beziehungsprogramm.

Dabei könnte er wieder lernen, was ihm schon als Kleinkind abhanden gekommen sei: das sprachliche Umsetzen von Emotionen. Und frau könnte sich ihre antrainierte indirekte Rede abgewöhnen. Die Einstellung "wenn er mich lieben würde, dann würde er spüren, was ich mir wünsche" bringe nicht ans Ziel. Julia Onken: "Wir Frauen müssen lernen, dass wir sagen was wir möchten, damit wir bekommen, was wir wollen." Und beide, sie und er, möchten nichts mehr als "verstanden werden". (jub)