Washington - Nach der Einigung mit dem US-Justizministerium und mehreren Bundesstaaten steuert der Software-Konzern Microsoft nun auch bei privaten Sammelklagen auf eine gütliche Übereinkunft zu. Sein Konzern habe sich mit den Klägern von rund hundert Sammelklagen darauf verständigt, dass die Vorwürfe überhöhter Preise für das Betriebssystem Windows fallen gelassen würden, erklärte Unternehmenschef Steve Ballmer am Dienstag (Ortszeit). Im Gegenzug werde der Konzern im Rahmen eines fünf Jahre laufenden Programms Software, Trainingseinheiten und Bargeld im Wert von über einer Mrd. Dollar (1,137 Mrd. Euro/15,6 Mrd. S) an US-Schulen spenden. Der Übereinkunft muss noch der mit den Sammelklagen befasste Richter zustimmen. Konkurrenten des Software-Konzerns zeigten sich empört. Die Einigung mit dem Privatklägern vermeide "einen langen und kostspieligen Rechsstreit für das Unternehmen", erklärte Balmer. Gleichzeitig könnten Mill. von Schulkindern vom Zugang zu Computertechnik profitieren. Der Übereinkunft muss noch der zuständige Bezirksrichter Frederick Motz zustimmen, der am 27. November eine Anhörung zu den Privatklagen abhält. Geht der Deal durch, würde Microsoft nach eigenen Angaben über 12.500 Schulen in den USA mit PCs und Software ausstatten. "Belohnung, keine Strafe" "Das ist eine Belohnung, keine Strafe", sagte Ken Walsch von der Software and Information Industrie Association, in der die Microsoft-Konkurrenten organisiert sind. "Kunden, die durch Microsofts wettbewerbsfeindliche Praxis geschädigt wurden, werden nicht entschädigt." Statt dessen bekomme Microsoft die Gelegenheit, "seine Produkte in Schulen zu platzieren und damit Produkte von Konkurrenten zu ersetzen". Damit sei die Einigung nichts anderes als "eine Marketing-Gelegenheit für Microsoft". Mit der Einigung mit den Privatklägern schlägt Microsoft eine weitere Schneise in den das Unternehmen umgebenden Dschungel von Wettbewerbsklagen. Nach dem US-Justizministerium hatte sich der Software-Riese Anfang November auch mit rund der Hälfte der insgesamt klagenden 18 US-Bundesstaaten gütlich geeinigt. Der Rest will das Verfahren nach derzeitigem Stand allerdings fortsetzen. Die Microsoft-Aktie gab bei allgemein abwärts tendierendem Markt 1,7 Prozent nach und schloss am Dienstag bei 65,40 Dollar. Sollte das Gericht der Einigung mit den Privatklägern zustimmen, will Microsoft im bis Ende Dezember laufenden Quartal 550 Mill. Dollar als Sonderbelastung in die Bilanz einstellen. (APA)