Paris - Erstmals seit 20 Jahren erwartet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im laufenden Halbjahr eine rückläufige Wirtschaftsentwicklung in den Industrieländern. Die Wirtschaftsleistung in den OECD-Mitgliedstaaten werde in diesem Zeitraum um 0,3 Prozent schrumpfen, heißt es im halbjährlichen Konjunkturbericht der Organisation, der am Dienstag in Paris veröffentlicht wurde. Der "Stillstand" des Wachstums zur Mitte 2001 nach den einschneidenden Korrekturen im Hightech-Sektor sei durch den schweren Schock infolge der Terroranschläge vom 11. September verschlimmert worden, so der Bericht. Belebung ab Mitte 2002 Die Prognosen gehen erst ab Mitte 2002 wieder von einer Konjunkturbelebung aus. Für das Gesamtjahr 2001 und 2002 rechnet die OECD nun mit einem realen Wachstum der Industrieländer von jeweils einem Prozent, zur Jahresmitte waren für 2002 noch 2,8 Prozent vorhergesagt worden. 2003 aber könnte das Bruttoinlandsprodukt in den Mitgliedsländern wieder um drei Prozent wachsen. Auch für Österreich nimmt die OECD die Wachstumserwartungen deutlich zurück und geht für 2001 nur noch von einem Wirtschaftswachstum von 1,25 Prozent aus. Dies entspricht den Prognosen des Österreichischen Wirtschaftsforschungsintituts (Wifo) vom vergangenen September, die dessen Leiter Helmut Krammer aber erst am vergangenen Montag als kaum noch realistisch eingestuft hat. Die wirtschaftliche Entwicklung dürfte laut OECD bis weit in das Jahr 2002 schwach bleiben, wodurch Österreichs BIP-Wachstum auch im kommenden Jahr mit 1,5 Prozent nur leicht steigen dürfte und erst 2003 mit plus 2,7 Prozent wieder an Fahrt gewinnen werde. Auch die EU-Kommission wird in ihrem Herbstgutachten für die konjunkturellen Aussichten in der Eurozone ihre Wachstumsprognose vom vergangenen Frühjahr drastisch senken. Noch im April hatte die EU-Kommission Wachstumsraten in der Euro-Zone von 2,8 Prozent in diesem und 2,9 Prozent im kommenden Jahr erwartet. Nun dürften die am Mittwoch anstehenden Prognosen sogar noch unter die 1,7 Prozent für heuer und 1,8 Prozent für 2002 fallen, die nach Angaben aus dem deutschen Finanzministerium in einem ersten Entwurf zum Herbstgutachten angesetzt waren. (Reuters, dpa)