Linz - "Kaum zu glauben" ist es für "Fiftitu%", den Verein zur Förderung von Kunst und Kultur von Frauen: Da steht explizit im oberösterreichischen Kulturförderungsgesetz, dass im Landeskulturbeirat eine Parität der Geschlechter anzustreben sei, in diesem beratenden Gremium aus BildungsvertreterInnen und Kunstschaffenden finden sich aber 22 Männer und fünf Frauen. Der Beirat wurde jetzt wieder von Landeshauptmann Josef Pühringer, der für die Kulturagenden zuständig ist, auf vier Jahre bestellt. Der Anteil an Frauen ist im Vergleich zum vorigen Beirat von 24 auf 19 Prozent gesunken. "Fiftitu%" hat deshalb bei der konstituierenden Sitzung Freitagnachmittag die männlichen Mitglieder aufgerufen, ihre Mandate zugunsten von Kolleginnen zurückzulegen. Statuten Ein Mann habe sich dazu bereit erklärt, doch ein Wechsel kann laut Statut nicht stattfinden. Denn vor der Bestellung des Beirates stimme die Regierung über eine verbindliche Mitgliederliste ab, erklärt Grünen-Kultursprecher Gunther Trübswasser. Nur wenn ein ordentliches Mitglied einmal ausfällt, rückt ein Ersatzmitglied nach. Vor eineinhalb Jahren wurde auf Antrag der Grünen das Ziel einer Ausgewogenheit von Männern und Frauen im Beirat gesetzlich verankert. Dass man heute davon wieder ein Stück weiter entfernt sei, findet Trübswasser ärgerlich. Daran ändere nichts, dass wenigstens bei den Ersatzmitgliedern (ebenfalls 27 Personen) Parität erreicht wurde. "So viel zur Wertigkeit von Frauen durch den Landeshauptmann", meinen die Kritikerinnen. Dessen Argument, es hätten nur so wenig Frauen für eine Vollmitgliedschaft kandidiert, lässt der Verein nicht gelten. So habe er im Frühsommer Bewerbungen von "30 kompetenten Frauen" vorgelegt, die Kulturplattform Oberösterreich präsentierte eine Liste mit 50-prozentigem Frauenanteil. (ker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.11.2001)