Salzburg - Die Wiederansiedlung von Bartgeiern, Beobachtung von Steinbock- oder Fledermaus-Populationen, Gletschermessungen, Untersuchungen zum Klima, zur Vegetation oder zur Siedlungsgeschichte: Wissenschafter und Forscher widmen sich in unzähligen Projekten dem Nationalpark Hohe Tauern. Ein dreitägiges Symposion hat nun eine Gesamtschau über noch laufende oder schon abgeschlossene Forschungsarbeiten gegeben. Insgesamt 29 Fachreferenten stellten ihre Projekte vor. Monitoring In einem zoologischen Monitoring-Projekt über das Sonderschutzgebiet Piffkar im Fuscher Tal im Nationalpark Hohe Tauern wurde beispielsweise festgestellt, dass die Auflassung der Beweidung vor zwölf Jahren zu keiner gravierenden Veränderung der Besiedlung mit Heuschrecken, Kleinsäugern oder Vögeln geführt hat. Trotzdem stellten die Wissenschafter nach dem Ende der Beweidung große Schwankungen bei der Dichte der Kleintierbestände fest: Diese sind allerdings ganz natürlich und stehen in Zusammenhang mit den Witterungsbedingungen des Hochgebirges, wurde von einer Salzburger Forschungsgruppe berichtet. Bronzezeitlicher Steinwall Am Steinbühel in Uttendorf hat der Archäologe Peter Höglinger Grabungen geleitet, welche dieses Jahr abgeschlossen wurden. Dabei wurden ein großer Steinwall, der vermutlich aus der Bronzezeit stammt, gefunden. Außerdem entdeckten die Archäologen drei Hausgrundrisse aus der Bronze- und Latenezeit. Die Ergebnisse der Grabungen belegen, dass es in diesem Gebiet schon in der ausgehenden Frühbronzezeit (etwa 1800 v. Chr.) erste Siedlungen gegeben hat. Nach einer längeren Unterbrechung war der Steinbühel ab der Hallstattzeit (um 750 v. Chr.) bis zur Spätantike (4./5. Jht. n. Chr) bewohnt. Die Archäologen fanden neben Scherben von Tongefäßen auch Geräte, Waffen, Münzen und Schmuck, die auf eine überregionale Bedeutung dieses vorgeschichtlichen Dorfes in der heutigen Nationalparkregion hinweisen. Ornithologisches Zwischen Herbst 1999 und Herbst 2001 haben Salzburger Wissenschafter den Bestand und die Verbreitung felsenbrütender Vogelarten erhoben. Unter anderem wurden Gänsegeier, Bartgeier, Steinadler, Wanderfalke, Felsenschwalbe, Hausrotschwanz, Mauerläufer, Alpenbraunelle, Kolkrabe, Alpendohle und Schneefink untersucht. So gibt es im Salzburger Anteil des Nationalparks insgesamt 13 Steinadler-Paare. Der Bestand an Schneefinken wird auf etwa 1000 Paare geschätzt. Die Wissenschafter haben auch Vorschläge zum Schutz der felsenbrütenden Vogelarten gemacht. Mineralien und Pflanzen Präsentiert wurde auch eine Arbeit, welche die Unterschiede im Elementgehalt von Flechten in den Rocky Mountains, in den Alpen und im Himalaya untersuchte. Dabei wurden in den Alpen-Flechten erhöhte Konzentrationen von Blei, Cadmium, Schwefel und Stickstoff festgestellt. Die Schwefelwerte lagen in Europa um das Doppelte über den Werten von Alaska. Der Blei- und Cadmiumgehalt war in den Alpen zehn Mal höher als in Alaska. Außerdem hat sich ein Nord-Süd-Gefälle in den Alpen bei Blei, Cadmium und Schwefel ergeben. Moosforscher finden bei den Krimmler Wasserfällen ein reiches Betätigungsfeld: Auf engem Raum finden sich mehr als 300 Moosarten. In Agrarlandschaften gibt es meist kaum 20 verschiedene Moosarten. Die hohe Luftfeuchtigkeit, die geringe Sonneneinstrahlung sowie die Unterschiede in der Seehöhe sind in Krimml für die Vielfalt verantwortlich. ... und natürlich das Eis Auch die Gletscher sind ein beliebtes Forschungsgebiet im Nationalpark: Die Pasterze wird sei 1879 vermessen und ist damit der Gletscher mit der längsten und durchgängigsten Datenreihe. Seit dem Hochstand der Pasterze um 1851 ist die so genannte "Gletscherstirn" um 1700 Meter zurückgegangen. Im Bereich der Gletscherzunge verlor das Eis seit 1940 rund 140 Meter, berichteten Mitarbeiter des Grazer Instituts für Geografie und Raumforschung in ihren Beiträgen. (APA)