Ottawa - Die Industrieländer wollen ihre Zinsen weiter senken. Wie der Internationale Währungsfonds (IWF) am Sonntag in Ottawa mitteilte, sind die reichen Länder wie die USA oder die Europäische Union zu weiteren Maßnahmen bereit, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Zentralbanken dieser Länder hätten bereits in den vergangenen Wochen eine Zinssenkungspolitik betrieben, um die weltweit schwächelnde Konjunktur wieder in Schwung zu bringen, hieß es bei Tagungen der Finanzminister und der Zentralbank-Vertreter der G-20-Gruppe sowie des IWF und der Weltbank am Wochenende. Entwicklung des Wirtschaftswachstums schwer abzuschätzen Allgemein vertrat der IWF die Auffassung, dass die Entwicklung des weltweiten Wirtschaftswachstums derzeit schwer abzuschätzen sei. Für dieses und das kommende Jahr geht der IWF nach mehrfach gesenkten Prognosen nur noch von einem Wachstum von 2,4 Prozent aus. Für 2002 gibt es in vielen Ländern deutliche Signale für eine Rezession. Die Mitglieder der G-20-Gruppe aus Industrie- und auch einigen so genannten Schwellenländern sicherten in einer Erklärung zu, falls nötig, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um einer Rezession entgegenzuwirken. "Die barbarischen Angriffe auf die Vereinigten Staaten" vom 11. September dürften die weltweite Wirtschaft und Sicherheit nicht erschüttern, hieß es in der Erklärung weiter. Nach Darstellung Kanadas, das zur Zeit den Vorsitz in der G-20-Gruppe hat, bleiben für die kurzfristigen Wirtschaftsaussichten Unsicherheiten. Mittelfristig würden die Mitglieder einhellig eine Erholung erwarten, sagte Kanadas Finanzminister Paul Martin. Plan gegen Terrorfinanzierung Am Samstag hatten die G-20 zum Auftakt der Tagungen einen Aktionsplan gegen die Finanzierung des Terrorismus verabschiedet. Damit sollen neben der EU und den sieben größten Industrienationen (G-7) nun vor allem auch Schwellenländer im Kampf gegen den Terrorismus und Geldwäsche einbezogen werden. Die USA wollen dabei auch jene Finanzinstitute besser kontrollieren, die verdeckt Gelder vornehmlich in moslemische Länder transferierten. Die G-20 sind grundsätzlich bereit, einen Informationsaustausch über verdächtige Geldbewegungen zu vereinbaren. Beleuchtet werden solle auch das Problem der Steueroasen, hieß es. Nach Angaben des US- Finanzministeriums haben seit dem 11. September 120 Länder verdächtige Konten eingefroren, nachdem die USA eine Liste von Personen und Unternehmen mit angeblichen Verbindungen zu Terrororganisationen veröffentlicht hatte. Am Sonntag hatten sich auch die 183 Mitgliedstaaten des IWF dafür ausgesprochen, in einer weltweiten Kampagne gegen Geldwäsche und Finanzierung des Terrorismus vorzugehen. 3.000 Globalisierungsgegner Begleitet wurden die Tagungen in der kanadischen Hauptstadt von - zum Teil gewalttätigen - Protesten von rund 3.000 Globalisierungsgegnern. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden am Wochenende mindestens 30 Demonstranten festgenommen. Das Tagungsgelände war von einem starken Polizeiaufgebot abgeschirmt. Die G-20-Gruppe war 1999 mit dem Ziel gegründet worden, den Dialog zwischen der G-7 und den wichtigsten Entwicklungsländern zu fördern. Neben den G-7-Staaten gehören zur G-20 auch Argentinien, Australien, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko, Russland, Saudi- Arabien, Südafrika, Südkorea und die Türkei sowie die EU. (APA/dpa)