Wien - Ein Generationenwechsel im Parlamentsklub der SPÖ sei nötig, damit die Partei wieder in die Regierung kommt. Dies erklärt der stellvertretende SP-Parteichef und Wiener Bürgermeister Michael Häupl im STANDARD-Gespräch. "Wir haben einen neuen Klubobmann im Parlament, und der wird sich überlegen müssen, wie bestimmte Themen von Personen abgedeckt und getragen werden. Da erwähne ich jetzt ein Beispiel, das sicher zu Missverständnissen führen wird: mein längstjähriger Freund Rudolf Edlinger. Er weist seit geraumer Zeit darauf hin, dass man Personen holen soll, die in der Lage sind, breiter als er, den wirtschaftspolitischen Part für die Zukunft entsprechend abzudecken. Das ist einer, und das finde ich menschlich toll, der sagt, ich bin 62, ich schlage vor, dass wir uns überlegen, wie wir mit mehr Leuten mit wirtschaftspolitischer Kompetenz unsere Überlegungen auch vermitteln können." Was seinen Bereich, die mächtige Wiener Landespartei, betrifft, kündigte Häupl den Generationenwechsel bei der Listenerstellung für die kommende Nationalratswahl an. Häupl verweist in diesem Zusammenhang auf den Wiener SPÖ-Klub, wo das Durchschnittsalter 40 Jahre sei. Wenig hält Häupl hingegen von der Idee, vor der Wahl ein so genanntes Schattenkabinett zu präsentieren. "Ich halte das für eine Spielerei. Was die SPÖ zu präsentieren hat, sind Inhalte, die man ganz klar als Alternativmodell darlegen muss. Man muss deutlich die Differenzierung zur heutigen Regierungspolitik aufzeigen und natürlich Leute versammeln, die das tragen können." Eindeutig klar stellt Häupl, dass Parteivorsitzender Alfred Gusenbauer als Kanzlerkandidat der SPÖ bei der nächsten Wahl ins Rennen geht. Häupl: "Ja, selbstverständlich ist der Bundesparteivorsitzende auch der Kanzlerkandidat der SPÖ." Aber wenn er, Häupl, sehr gebeten werde? - "Es gibt nix zum Bitten. Gusenbauer hat meine absolute Unterstützung, die besteht seit seiner Wahl zum Bundesparteivorsitzenden. Er ist der Kanzlerkandidat der SPÖ." Und auf die Frage, ob er einen Notariatsakt hinterlegen werde? Häupl: "Das habe ich nicht nötig. Bei mir gilt das Wort." Koalitionsspekulationen lehnt Häupl ab: "Ich bin überzeugt, dass, wenn Schwarz-Blau nur ein Mandat Mehrheit hat, diese Koalition fortgesetzt wird." Die Chance auf einen Wechsel bestehe nur dann, wenn dies nicht der Fall sei. Und dann sei Rot-Grün auf alle Fälle eine Option. Klar sei nur, dass die SPÖ, wenn sie stimmenstärkste Partei werde, den Kanzleranspruch stelle. (DER STANDARD, Print, 19.11.2001)