Wien - Nach Fixierung des neuen theoretischen Konzepts geht die Wiener Polizeireform
nun in die heiße Phase "Personalentscheidungen". Da dem Verwaltungsapparat eine Abmagerungskur verordnet wurde, ergibt sich
zwangsweise die Reduzierung von "Häuptlingen". Die Neuausschreibung vieler Posten
wiederum wird für neue Gesichter sorgen.
So werden etwa das Amt des Polizeivizepräsidenten und das des Präsidialchefs zusammengelegt. In Polizeikreisen ist es ein offenes
Geheimnis, dass für diesen neuen, mächtigen
Posten ÖVP-nahe Bewerber die besten Chancen hätten - ein politischer Kompromiss zwischen dem roten Wien und dem schwarzen
Innenministerium. Als heiße Tipps werden
derzeit zwei Frauen gehandelt: Die Wiener
Staatsanwältin Theresia Schuhmeister-Schmatral und die Schwechater Neo-Polizeidirektorin Michaela Pfeifenberger.
Gute Chancen für "Mafia-Jägerin"
Schuhmeister-Schmatral erfüllt als Beamtin nicht nur die theoretischen Ernennungsvoraussetzung. Ihr Spezialgebiet ist die "organisierte Kriminalität", als "Mafia-Jägerin" hat
sie beste Kontakte zur Polizei und kennt deren
Praxis. Michaela Pfeifenberger, die erst Anfang November vom Kabinett des Innenministers als erste Frau Polizeidirektor Österreichs
nach Schwechat übersiedelte, wird vor allem
wegen ihrer Erfahrungen im Behördenapparat
hoch eingeschätzt.
Noch nicht aus dem Rennen ist aber auch
der derzeitige Polizeivizepräsident Günther
Marek. Er wird zwar mit Ende des kommenden
Jahres in Pension gehen, ließ aber bereits
durchblicken, dass er weiter zur Verfügung
stehe, wenn es Innenminister Ernst Strasser so
wünsche. Der derzeitige Chef der Präsidialabteilung, Leo Lauber, könnte Leiter der vorgesehenen Kommissariatsabteilung werden.
Neun Kommissariate sperren zu
Wie berichtet, werden die Bezirkspolizeikommissariate von derzeit 23 auf 14 reduziert,
die jeweils annähernd gleiche Größe haben
sollen. Derzeit hat etwa der Bezirk Wieden mit
rund 40.000 Einwohnern den gleichen Behördenapparat wie Favoriten, wo 160.000 Menschen leben. Zum Vergleich: Für die 23 Bezirke Wiens gibt es elf Feuerwachen, zehn Bezirksgerichte und zehn Finanzämter.
Der Kriminaldienst wird ebenfalls neu geordnet. Trotz teils heftiger interner Proteste
gegen das zentralistische Prinzip sind ein
Landeskriminalamt mit drei Kriminaldirektionen geplant. Das Sicherheitsbüro muss zu 2. Spalte
sperren und wird gemeinsam mit Wirtschafts-
und Fremdenpolizei in der Kriminaldirektion
1 aufgehen. Der Kriminaldirektion
2 sind
fünf Kriminalkommissariate (Leopoldstadt,
Wieden, Favoriten, Ottakring und Donaustadt) unterstellt. Nummer drei unter den
Kriminaldirektionen ist für Erkennungsdienst
und technische Fahndung zuständig.
Die Totalreform der Wiener Polizei soll Ende 2002 abgeschlossen sein. Das Ziel: Weniger
Bürokratie, mehr Bürgernähe und, so die optimistische Berechnung von Innenminister
Strasser, 100 Beamte mehr für den Außendienst. Was die anstehenden Personalentscheidungen betrifft, sitzt lediglich einer fest
im Sattel: Polizeipräsident Peter Stiedl.(derStandard,print-ausgabe,17.11.2001)