Wirtschaft
Vor neuer Spritpreissenkung
Verbilligungen bisher nur teilweise an Zapfsäule weitergegeben
Wien - Der sinkende Einfluss
des Ölförderkartells Opec auf
die weltweite Preisentwicklung hat in den vergangenen
Tagen zu einem dramatischen
Preisverfall geführt. Auch die
Preise am Rotterdamer Markt
für Treibstoffe sind nach unten gerutscht. An Österreichs
Autofahrer haben die Ölfirmen die Verbilligungen aber
nur teilweise weitergegeben.
Derzeit prüfen die Multis,
ob sie die Preise an der Zapfsäule weiter absenken werden. Die OMV wartet noch ab,
für eine Reduktionsentscheidung sei es noch zu früh, man
orte aber eine leicht erodierende Preisentwicklung. Der
heimische Marktführer BP
rechnet noch, dürfte aber spätestens am Montag an der
Preisschraube drehen.
Preisverfall
Ungeachtet dessen haben
sich die Spritpreise in Rotterdam seit dem Frühsommer
stark verbilligt. So hat sich
Superbenzin von 389 US-
Dollar (441,29 €/6072 S) pro Tonne Mitte Mai auf 205 Dollar verbilligt, noch stärker war
der Einbruch bei der Sorte Eurosuper. Eurosuper verbilligte
sich in Rotterdam von fast 349
auf 164 Dollar, also um deutlich mehr als die Hälfte.
Von diesem Preisverfall in
Rotterdam konnten die österreichischen Autofahrer nur
teilweise profitieren. So verbilligte sich ein Liter Normalbenzin seit Mai um knapp
zwei Schilling (über 14 Prozent) auf 11,45 S, auch der Super-Preis sank, um fast zwei Schilling oder mehr als zwölf
Prozent. Diesel hat sich im
selben Zeitraum laut wöchentlichem Benzinpreismonitor des Wirtschaftsministeriums dagegen nur über sechs
Prozent verbilligt.
Von den Ankündigung der
Opec, die Produktion zu drosseln, ließen sich die Märkte
nicht beeindrucken, im Gegenteil: In der vergangenen
Woche verbilligte sich Öl um
16 Prozent, das ist der größte
Fall seit dem Golfkrieg 1991.
Hauptgrund: Förderländer
wie Russland, die nicht zur
Opec gehören, sind alles andere als wild darauf, die angekündigte Förderkürzung des
Kartells nachzuvollziehen.
Seit Mai ist der Preis für ein
Fass (je 159 Liter) Rohöl der
Leitsorte Brent von fast 30
Dollar auf unter 17 Dollar gefallen, das ist ein Minus von
rund 44 Prozent. Am Freitag
verteuerte sich Öl wieder auf
über 17 Dollar. Grund für die
leichte Preiserholung waren
Käufe der Airlines und Transportunternehmen. (Clemens Rosenkranz, DER STANDARD, Printausgabe 17.11.2001)