"Falter"-Chefredakteur Armin Thurnher hat "die Einführung einer Zeitschrift wie "Woman" mit Meinungsvielfalt so viel zu tun wie die Neueröffnung eines Obi-Marktes". Leidiges Thema bei der vom International Press Institute und dem Pressedienst der Stadt Wien veranstalteten "Euromedia 2001": Medienkonzentration."Einzigartige Waren"

Meinung und Information seien "besondere und einzigartige Waren", die verfassungsrechtlich verankert gehören, so Thurnher. Er ortete "eklatantes Versagen" der Politik, notwendige Bedingungen für Konkurrenz und Wettbewerb am heimischen Medienmarkt zu schaffen.

Hier verwies STANDARD-Herausgeber Oscar Bronner auf die Fusion der News-Magazine mit trend/profil, zu der in keinem der "von diesem Deal betroffenen Medien" auch nur ein einziges kritisches Wort zu lesen gewesen wäre. "Dort, wo ökonomische Interessen betroffen sind, sind divergierende Meinungen nicht mehr zugelassen."

"Meinungsvielfalt und Medienkonzentration schließen einander nicht aus" B

Eine erwartungsgemäß ganz andere Meinung vertrat da Bernd Nacke, noch Geschäftsführer der deutschen WAZ Mediengruppe, die 50 Prozent an der "Krone" und knapp unter 50 Prozent am "Kurier" hält und über diesen wiederum am News-Verlag beteiligt ist. "Meinungsvielfalt und Medienkonzentration schließen einander nicht aus." In die redaktionelle Arbeit der rund 25 zum Konzern gehörigen Tageszeitungen mische man sich gewiss nicht ein, so Nacke. Darauf Thurnher: "Redaktionelle Freiheit gibt es, solange Schönwetter herrscht." Bleibe der Erfolg aus, sei es auch mit der redaktionellen Unabhängigkeit vorbei.

Der Politiker, der sich "mit dieser Gruppe anlegt", sei Selbstmörder, skizzierte Bronner die Schwierigkeit nachträglicher Zerschlagung der Magazinehe. Daher sollte in der EU ein Bewusstsein für "Meinungsvielfalt in den Regionen" geschaffen werden. Das sich auch im europäischen Kartellrecht niederschlagen müsse. (jed/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 17./18. November 2001)