New York - Wissenschaftler des Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC) haben eine mikroskopisch große "intelligente Bombe" gegen Krebs entwickelt. Mit Hilfe der Nanotechnik ist es dem Team um David Scheinberg gelungen, Tumorzellen in Mäusen abzutöten. Bereits im nächsten Jahr soll die Technik bei Menschen getestet werden. Derzeit steht noch nicht fest, ob die Bestrahlung gesunde Zellen schädigt. Bei der Methode werden einzelne radioaktive Atome aus einem molekularen "Käfig" freigesetzt und mit einem Antikörper verbunden. Dadurch werden die Atome zu den Krebszellen befördert. Nach ihrem Eindringen in die Zellen werden diese zerstört. "Wir haben einen effizienten Weg gefunden, wirksame Elemente einzuschließen und zu Krebszellen zu transportieren", sagte Scheinberg. Die Krebs-Mäuse lebten noch 300 Tage nach der Therapie, während die Kontrollgruppe nur 43 Tage überlebte. Die Entwickler testeten die Methode in Zellkulturen an verschiedenen menschlichen Krebszellentypen wie sie bei Brust- und Prostatakrebs oder Leukämie vorkommen. Die Nanogeneratoren, so die Bezeichnung der Forscher für die Methode, zerstörten alle Krebszellen in extrem niedrigen Konzentrationen. Das Atom im Inneren der Nanogeneratoren ist das Actinium-225-Atom. Actinium gibt beim Zerfall hochenergetische so genannte Alphateilchen ab. Die Partikel führen in der Krebszelle zur Zerstörung des Erbguts und der Zelleiweiße. Da Actinium beim Zerfall drei weiterer Tochteratome bildet, die wiederum Alphapartikel produzieren, erhöht sich laut Scheinberg die Chance zur Zerstörung der Krebszellen. Keineswegs neu Das Einbringen von radioaktiven Substanzen mit dem Ziel Tumore zu zerstören ist nicht neu. "Es hat allerdings 20 Jahre gedauert, bis eine wirksame und verfeinerte Methode gefunden wurde", sagte Scheinberg. Einen wesentlichen Beitrag dafür leistete die Entwicklung von Antikörpern, die auf verschiedene Tumorzellen-Typen wirken. Zusätzlich entdeckten die Wissenschaftler das Actinium-Atom, dessen Vorteil in der ausreichenden Halbwertszeit liegt. Die Forschungsarbeit wurde vom US-Energieministerium unterstützt, da Actinium ein Nebenprodukt des Abfalls von Kernkraftwerken und Waffen ist. Im nächsten Schritt will Scheinberg die Genehmigung der FDA für Versuche am Menschen einholen. Vorerst soll die Methode bei Leukämie getestet werden. Obwohl sich die Mäuseversuche ohne schädliche Nebenwirkungen erwiesen, kann die Entscheidung über eine Therapie erst nach Tests am Menschen gefällt werden. (pte)