Wien - Eine Untersuchung über die Drogenopfer der Bundeshauptstadt in den vergangenen zehn Jahren wurde jetzt in Auftrag gegeben. Das gab Wiens Drogenkoordinator Peter Hacker heute, Mittwoch im Gespräch bekannt. "Jetzt hatten wir vom Innenministerium bezüglich des Datenschutzes grünes Licht. Erste Ergebnisse erwarten wir in drei bis vier Monaten", sagte Hacker. Den am Mittwoch veröffentlichten "Bericht zur Drogensituation 2001" befand Hacker als "sehr gut". Der Drogenkoordinator hätte nur mit der Bezeichnung "Drogentote" Probleme. "Das sind alle direkt und indirekt suchtgiftbezogene Todesfälle", erklärte Hacker. D.h. wenn jemand vor 20 Jahren wegen eines Cannabiskonsums polizeilich registriert gewesen sei und jetzt auf Grund eines Schlaganfalles oder eines Unfalles verstorben sei, werde er zu den indirekt suchtgiftbezogenen Todesfällen gerechnet. "Und das waren 60 Fälle von den 227, die in dem Bericht erwähnt wurden", sagte Hacker. Von den 167 Fällen, die übrig bleiben, hätten die Personen zwar Substanzen im Körper. "Aber das heißt noch lange nicht, dass diese an einer Überdosis gestorben sind", so Hacker. Weniger "harte" Drogen mehr mehr Aufputschmittel Das Weggehen vom Konsum von Heroin und Beruhigungstabletten hin zu den Aufputschern wie Kokain oder Ecstasy bezeichnete Hacker als "Spiegelbild der Gesellschaft". "Wir leben in einer besonderen Leistungsgesellschaft. Da kann man sich eben keine Drogen leisten, die tagelang nachwirken wie der Alkohol", so der Experte. "Wir wissen zwar noch nicht, was mit den Leuten passiert, die bereits zehn Jahre lang Ecstasy konsumieren. Aber generell hören sie nach zwei bis drei Jahren auf." Beim Kokainkonsum hätte sich v.a. die "Schicki-Micki-Szene" nicht geändert. "Das sind Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen und ab und zu am Wochenende Kokain konsumieren", so Hacker. Ein Problem sei die offene Drogenszene, die sich statt reinem Heroin eine Mischung aus Kokain und Heroin oder andere Beruhigungsmittel intravenös spritzen. "Diese Konsumenten sind gefährlich, da sie sich in einem Zustand zwischen Zudröhnen und Wachsein befinden", erklärte der Experte. Grund für diese Mischungen sei, dass das Kokain billiger geworden sei. Gefahr am Mischkonsum ist die unvorhersehbare Wirkung Bei einem Mischkonsum ist nicht die einzelne Droge das Problem, sondern das Nichtwissen, wie sie aufeinander wirken", sagte Hacker. Auch Leute, die Kokain nehmen, würden ihren Drogenkonsum mit Alkohol kombinieren, Ecstasykonsumenten kombinieren mit Cannabis. Jedoch sei durch die Änderung der Suchtgiftsubstanzen die Gefährlichkeit nicht weniger geworden. "Diese hängt immer noch davon ab, von wem sie wo, wie und warum genommen wird", meinte der Drogenkoordinator. "EU-weit gibt es hingegen einen deutlichen Rückgang des Heroin-Konsums", sagte der Wiener Drogenkoordinator. "Heroin hat seinen Ruf, seinen Status verloren. Es wird von den Jugendlichen gemieden." Für Hacker sei das auch ein Erfolg für die Drogenberater: "Weil wir vermittelt haben, wie nutzlos es ist." Heroin habe lange Zeit den Ruf des Problemlösers gehabt. "Deswegen mussten wir bei den Problem - wie z.B. sexueller Missbrauch - ansetzen und nicht mit der Droge selbst herumwacheln", meinte Hacker. Kokain sei hingegen ein Stimmungsmacher. "Und so lange die Prominenten diese Droge demonstrieren, ist sie beliebt", sagte der Experte. "Leider haben wir noch keine Strategie für den Kampf gegen dieses Suchtmittel gefunden. Wir haben lange Zeit den Fehler gemacht, Heroin und Kokain in einen Topf zu werfen", erklärte Hacker. (APA)