Weitgehend abgeschlossen ist die vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) seit 1992 durchgeführte namentliche Erfassung der österreichischen Holocaust-Opfer. Im Internet und im Museum Judenplatz in Wien sind die Namen bereits abrufbar. Nun hat das DÖW auch eine CD-ROM-Version aufgelegt, auf der neben den rund 62.000 Namen auch eine umfangreiche Dokumentation der Shoah abrufbar ist. Gleichzeitig bangt man im DÖW um die Zukunft des Projekts. Geleitwort von Simon Wiesenthal Anna Abel, so ist auf der CD-Rom zu erfahren, wurde am 8. November 1876 geboren. Ihren letzten Wohnsitz vor der Deportation nach Litzmannstadt am 28. Oktober 1941 hatte sie in der Hollandstraße 10 in Wien-Leopoldstadt. Sogar die Türnummer 22 ist angeführt. Letzter in der alphabetischen Reihung ist Sender Zysmanowicz, der in der Unteren Augartenstraße, ebenfalls in der Leopoldstadt, wohnhaft war. Er kam am 13. April 1940 im KZ Buchenwald ums Leben. Die Shoah sei zwar Vergangenheit, so Simon Wiesenthal, von dem das Geleitwort auf der CD stammt. Aber die Erinnerung daran sei Gegenwart, "und sie birgt auch die Angst vor einer Wiederholung in sich. Daher sind die Namen der Opfer eine immer währende und nie zu Ende gehende Anklage gegen die Täter von gestern. Erinnerung und Anklage gemeinsam müssen auch für künftige Generationen lebendig bleiben." Neben den Namen werden auf der CD-ROM auch 900 Fotos, darunter 350 erstmals veröffentlichte Aufnahmen aus der Erkennungsdienstlichen Kartei der Wiener Gestapo, veröffentlicht. Dazu kommen Tondokumente, Briefe, Schilderungen, Dokumente, gelesen von Fritz Muliar, Elisabeth Orth und Otto Tausig. DÖW-Präsident Hubert Pfoch liest aus eigenen Tagebüchern: er war 1942 als deutscher Soldat in Polen dabei, als Juden in das KZ Treblinka deportiert wurden. Arbeit noch nicht zu Ende Die Arbeit an dem Projekt ist für die Mitarbeiter mit dem Abschluss der namentlichen Erfassung aber nicht zu Ende. Zahlreiche Anfragen - persönlich, schriftlich, telefonisch - von Angehörigen von Opfern, aber auch von öffentlichen Stellen und Verbänden bringen einen Zeitaufwand von mindestens 20 Wochenstunden mit sich, berichtet Stephan Roth vom DÖW. Dies könne das DÖW aus eigenen Mitteln nicht leisten, aus Pietätsgründen wolle man für die Auskünfte aber auch keine Rechnungen legen. Die öffentliche Unterstützung läuft jedoch aus. Bisher wurde das im Auftrag der Republik erstellte Gedenkwerk vom Wissenschaftsministerium, vom Nationalfonds und zu kleineren Teilen vom Sozialministerium und Landesregierungen finanziert. "Es muss aber weiter betreut werden, damit diese Arbeit nicht umsonst war", so Roth. Man bemühe sich daher bei verschiedenen öffentlichen Stellen um eine weitere Finanzierung. (APA)