Klagenfurt - Im Kärntner Seebachtal nordöstlich von Mallnitz (Bezirk Spittal/Drau) hat sich ein Fenster in die jüngste erdgeschichtliche Vergangenheit erschlossen, welches bisher einmalig ist. Es bietet einen lückenlosen Rückblick in die Vegetations- und Klimaabfolge seit der ausgehenden Eiszeit in den südlichen Hohen Tauern und ist auch überregional bedeutsam für die Vegetations- und Klimageschichte der Alpen. "Nach bisherigen Auffassungen begann der Abschmelzprozess ca. 17.000 Jahre vor Christus", sagte der Kärntner Paläobotaniker Univ.-Prof. Adolf Fritz, der vier Jahre gemeinsam mit seinem Landsmann Univ.Prof. Friedrich H. Ucik geforscht hatte, am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Klagenfurt. "Jetzt sieht es offenbar ganz anders aus, zumindest für den Südostalpenraum." Doch Fritz geht davon aus, dass die jüngsten Erkenntnisse für die gesamten Alpen gelten. Als das Eis wich Diese Erkenntnisse lauten: Der Eisrückgang hat sehr früh begonnen, nämlich 18.000 bis 17.000 v. Chr., und ging sehr rasch vor sich. Es muss eine intensive Erwärmung gegeben haben, denn der erste Wald ist um 17.000 v. Chr. nachweisbar. Schließlich ist im 15. Jahrtausend ein neuerlicher Klimarückschlag eingetreten. Dieser war so intensiv, dass der Wald aus den Alpen wieder verschwunden ist. Auf die Frage, warum diese Erkenntnisse nicht schon früher gewonnen wurden, sagte Fritz: "Weil bisher nie so tief gebohrt wurde." Er und Ucik stellten Blütenstaub bis in eine Tiefe von 160 Meter fest. "Klimatischer Höhepunkt der Zwischeneiszeit überschritten" Für den Klagenfurter Forscher Univ.-Prof. Adolf Fritz wird damit deutlich, dass das "glaziale" Klima jeweils viel größeren Schwankungen unterworfen war als das "gemäßigte" Klima in den erfassten Zwischeneiszeiten, dem ausgehenden Pleniglazial und der Nacheiszeit. "Andererseits zeigt sich, dass der klimatische Höhepunkt der Zwischeneiszeit, in der wir leben, bereits seit langem überschritten ist", sagte er. Im fünften Jahrtausend vor heute habe ein langfristiger Abkühlungstrend eingesetzt, der seither mehrmals kurzfristig für einige Jahrhunderte durch wärmere Phasen unterbrochen worden sei. Seit 1850 finde wieder eine Erwärmung statt. Es liege in der Verantwortung der Menschheit, "ob und in welchem Ausmaß der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt diese Erwärmung noch verstärken wird oder nicht". (APA)