Wien - Obwohl der Regierungsauftrag lautet, dass die Telekom Austria (TA) in der laufenden Legislaturperiode voll zu privatisieren ist, will ÖIAG-Vorstand und TA Aufsichtsratspräsident Peter Michaelis dem nur bedingt folgen. "Wir werden das nur tun, wenn wir den Eindruck haben, dass dies im Interesse aller Aktionäre und beider Großaktionäre zu vernünftigen Wertansätzen erfolgt", sagte Michaelis. Das bedeute, wie schon früher Finanzminister Karl-Heinz Grasser festgestellt hat, einen Verkauf des 47,8-prozentigen ÖIAG-Anteils zu mindestens 9 Euro (dem Ausgabekurs vom November 2000). "Es ist nicht auszuschließen, dass wir dem Privatisierungsauftrag erst nach Auslaufen der Frist entsprechen", so Michaelis.Arbeitsgruppen für TI-Ausstieg Für den Wunsch der Telecom Italia (TI), sich aus ihrem Österreich-Engagement (29,8 Prozent-Anteil an der TA) zurückziehen zu wollen, seien zwei Arbeitsgruppen vereinbart worden, eine italienische und eine österreichische. Diese sollen in den nächsten Wochen zusammenkommen, um "über das Ansinnen der Italiener nachzudenken" und gemeinsame Lösungsansätze zu erarbeiten, sagte Michaelis. Er verwies auf eine überraschende Wende in der Zusammenarbeit zwischen TA und TI, die sich mit dem Eigentümerwechsel bei der TI ergeben habe, wo Pirelli/Benetton das Sagen übernommen haben. "Bei Telecom Italia hat damit der Schuldenabbau eine dominante Ausrichtung bekommen und die Italiener haben uns zu unserem Bedauern mitgeteilt, dass sie sich aus dem Österreich-Engagement zurückziehen wollen", sagte Michaelis. Dabei hätte sich das Arbeitsverhältnis mit dem italienischen Syndikatspartner in den letzten Monaten deutlich verbessert gehabt. "Wir waren mit unserem Ziel, die Performance zu verbessern, auf einem exzellenten Weg", so Michaelis. TI und TA sind in einem bis 2008 laufenden Syndikatsvertrag gebunden, eine einseitige Lösung ist nicht vor Oktober 2003 möglich. Komplexität erhöht Dass die 25-prozentige Beteiligung der TI-Tochter TIM an der Mobilkom Austria die "Komplexität der Thematik erhöht", gab Michaelis zu bedenken. Zum jetzigen Zeitpunkt Aussagen über mögliche Konsequenzen zu treffen, wäre aber verfrüht. Er, Michaelis, hoffe, bis Jahresende zum Ausstiegswunsch der Italiener Berichte vorlegen zu können. Zur nächsten TA-Aufsichtsratssitzung seien Restrukturierungspapiere "weiter voranzutreiben", die eine Nachbesetzung des Marketing-Vorstandes nicht erfordern, sagte Michaelis. Damit bleibt es, nach dem überraschenden freiwilligen Abgang von Marketingchef Heinz Brasic im heurigen Sommer, beim Dreiervorstand. Grundsätzlich sage er aber zu Personalgerüchten in der Öffentlichkeit nichts, betonte Michaelis. (APA)