Paris - Dominique Chapuis, vielseitiger französischer Schriftsteller ("Indochine : camp 107") und Kameramann - etwa bei Claude Lanzmanns "Sobibor, 14 octobre 1943, 16 heures", dem Gewinner der STANDARD-Leserjury der heurigen Viennale - verstarb am Sonntag 53-jährig in Paris infolge eines Krebsleidens. Chapuis arbeitete bis zuletzt: Beim im Jänner in Frankreich anlaufenden Regieerstling der vor allem in Frankreich bekannten Schauspielerin Zabou (Breitmann), "Se souvenir des belles choses", stand er hinter der Kamera; die Verfilmung seines Romans "Adieu, vieille Europe" (geplante Co-Regie mit Pierre-William Glenn) stand vor der Tür. Als 20-jähriger war er bei den Turbulenzen des Mai 1968 mit einer Filmkamera präsent und daraufhin auf den Geschmack gekommen. Mitte der Siebziger Jahre wurde er dann professionell - und bald viel gefragt bei einer großen Bandbreite von Regisseur(in)en: Nachdem er mit Jean-Luc Godard für das Fernsehen gearbeitet hattete, folgten unter anderem Euzhan Palcy ("Rue Case Nègres/ Die Straße der Negerhütten"), Medhi Charef ("Le thé au harem d'Archimède/ Tee im Harem des Archimedes"), Claude Miller ("L'effrontée", "La petite voleuse/ Die kleine Diebin"), Josiane Balasko ("Ma vie est un enfer"), Brigitte Rouan ("Outremer"), Martine Dugowson ("Minna Tannenbaum"), Tonie Marshall ("Enfants de saladu/ Kinder eines Scheusals", "Pas très catholique/ Die Detektivin"), Joao César Monteiro ("O ultimo mergulho"). Größtes Profil erlangte Dominique Chapuis freilich als bevorzugter Mitarbeiter von Claude Lanzmann: Seinem Einsatz einer investigativ versteckten Kamera verdankte Lanzmann - angefangen von "Shoa" (1985) über "Tsahal" (1994), "Un vivant qui passe" (1997) bis eben "Sobibor" (2001) - eine Reihe von Schlüsselszenen. hcl